Amerika 2016

"Indian Summer mit Hindernissen"

In diesem Herbst wollten wir mal wieder nach Amerika, denn es gab so viele Orte, die wir unbedingt noch einmal besuchen wollten und so viele neue Orte, die wir unbedingt kennenlernen wollten. So wurde die Planung ein wenig zur Herausforderung. Der Südwesten sollte unbedingt dabei sein, aber es zog uns auch nach Texas, wo wir den Caddo Lake erkunden wollten. Dazwischen lagen so viele Nationalparks, dass wir gar nicht wussten, wohin wir zuerst reisen sollten. Ganz verrückt wurde es, als unsere Freunde Alois und Lisa, die zur gleichen Zeit in Amerika unterwegs sein würden, uns erzählten, dass sie in die Gand Tetons und Yellowstone Nationalpark fahren würden, um dort den Indian Summer zu erleben. Da wir diese zwei Gegenden neben Afrika wie unser zweites Zuhause lieben, kamen wir nicht umhin, auch diese Nationalparks in unsere Route mit einzuarbeiten, zumal wir uns einen farbenfrohen Herbst erhofften.
Untrennbar ist für uns in Amerika das Wandern mit dem Fotografieren gekoppelt, denn manche Orte muss man erst erwandern, um sie in voller Schönheit genießen zu können. So mussten wir dementsprechend viel Zeit an bestimmten Orten einplanen.
Mit diesen Eckpunkten machte ich mich an die Planung und es entstand eine coole Reise, die uns mit dem Mietwagen von Denver bis nach Houston bringen sollte und alle wichtigen Eckpunkte beinhaltete. Aber das war es nicht mit den Herausforderungen, denn Manches ergibt sich erst unterwegs, ob man möchte oder nicht und so lief diesmal nicht alles glatt und die Reise blieb eine Herausforderung - besonders für Chris. Doch was wäre Chris für ein Mensch, wenn er sich nicht jeder Situation stellen würde und diese mit Bravour meistern würde.
Aber zu viel möchte ich noch nicht verraten. Also lest selbst und folgt uns durch die wunderschöne Herbstlandschaft der Rocky Mountains, die einzigartige rote Steinwelt des Südwestens, die faszinierende Kultur der Indianer bis hin zu den Städten Texas und der märchenhaften Schönheit des Caddo Lakes, mit einem Hauch von Südstaaten Flair.

Freitag, der 23.9.2016
1. Tag

Um 6.45 Uhr klingelte uns der Wecker aus dem Schlaf. Da war er wieder, der lang ersehnte Abflugtag mit all seinen Vor- und Nachteilen. Haben wir an alles gedacht? Ist alles fertig gepackt? Doch diesmal waren wir gar nicht schlecht und hatten wirklich alles fix und fertig. Drei Taschen mit Campingausrüstung, Klamotten für Sommer und Winter, Stativen und anderem Fotozubehör usw. standen abflugbereit vor der Tür und warteten auf den Startschuss. Wir frühstückten und dann kam der unangenehme Teil – die Verabschiedung von unseren Katzen, die uns mit jedem Jahr schwerer fällt. Als die Tür dann endlich ins Schloss gefallen war und ich vor dem Auto stand, musste ich doch noch einmal zurück und die Süßen ein letztes Mal herzen nur für mich alleine – wie immer und vor jeder Reise.
Da ich am Vorabend kein Ticket erhalten hatte, konnten wir unser Gepäck nicht am Automaten der Lufthansa aufgeben, sondern mussten zum Schalter. Hier stapelten sich mal wieder die Massen, aber es ging erstaunlich schnell. Die nette Dame von der Lufthansa wusste angeblich auch nicht, warum ich kein Ticket bekommen hatte und stelle mir ein aus.
Wie immer gab es einen Muntermacherkaffee bei McDonald´s, dann checkten wir auch schon ein. Da ich so wenig vertrauensvoll bin, bekam ich am Gate noch einen extra Check und musste wie ein Verbrecher separat noch einmal mein Hab und Gut scannen und auf Sprengstoff testen lassen, während Chris auf direktem Wege zum Gate gehen durfte. Während mir etwas mulmig wurde, hatte er ein Lächeln auf den Lippen und riss Scherze….  War aber alles halb so wild. Angeblich sucht ein Zufallsgenerator Kandidaten heraus und diese müssen noch einmal extra kontrolliert werden, erklärte mir die Dame von der Sicherheit. Hm, war es das jetzt, oder ging das etwa in Amerika so weiter – schoss es mir so durch den Kopf. So blieb ein fader Beigeschmack, aber ich bin ja vor einem Flug immer megaentspannt und überhaupt nicht nervös – macht ja alles nichts… grrrr!

Zum Glück war die Bordunterhaltung sehr gut und so waren wir die nächsten Stunden abgelenkt und voll im Filmwahn, zwischendrin aßen wir schnell mal was und weiter ging es mit dem nächsten Kinohighlight. Die Zeit bis zur Landung in Denver verging wie im Fluge und schon standen wir in der Schlange an der Einreise. Chris entspannt und ich mit etwas Herzflattern. Doch das erwies sich zum Glück als nicht nötig. Zuerst mussten wir an einem Automaten einreisen, doch dann kam doch noch eine zweite Einreise bei einem Beamten. Ein wenig zuckte ich schon zusammen als der Beamte rechts außen eine Frau vor uns zurechtwies und wir natürlich ausgerechnet zu ihm mussten, aber er war total nett und sprach sogar ein paar Brocken Deutsch, wie rechter Daumen und linker Daumen. Als wir ihm dann noch erzählten, dass wir in den Yellostone Nationalpark fahren würden, strahlte er uns an und sagte, dass er gerade von dort zurück sein. Schon waren wir durch und standen vor dem Gepäckband und nahmen unsere Taschen in Empfang.
Ein Bus brachte uns zu Alamo, unserem Autovermieter. Auch dort hatten wir einen echt netten Mitarbeiter. Chris fragte nach einem Upgrade und er machte uns einen guten Preis für die nächst bessere Autoklasse, denn unser gebuchter Standard SUV sah ziemlich klein aus und darin wollten wir ja die nächsten Wochen campen. Chris hatte eh schon „Herzaugen“ und nur noch Blicke für den hübschen weißen Dodge Durango, während die anderen zwei Standardwagen unbeachtet auf dem Parkplatz standen. So entschieden wir uns für das einzige verfügbare Auto der besseren Kategorie, der gerade frisch gewaschen blitzblank vor uns stand und uns zuzublinzeln schien.
Um 16.00 Uhr waren wir schon unterwegs und rollten in Richtung Rocky Mountain Nationalpark, wo wir eine  Campsite reserviert hatten. Das Wetter war super schön, die Sonne lachte vom Himmel und es war richtig warm bei gut 30 °C.
Unterwegs machte Chris sich mit dem Wagen vertraut und spielte unter anderem an den Knöpfen am Spiegel herum. Auf einmal wählte es und auf dem Display erschien die 911… Etwas panisch versuchte er das Telefonat zu unterdrücken, aber das klappte nicht und so war auf einmal am anderen Ende der Leitung eine nette Dame vom Notruf. Wir erklärten ihr, dass wir aus Versehen den Knopf betätigt hatten und sich das Telefon nicht mehr abschalten ließ und entschuldigten uns bei ihr für die Umstände. War aber zum Glück nicht weiter schlimm, aber nun wussten wir auch, wo der Notruf saß und vor allem, dass er auch funktionierte. Das Auto war echt auf dem neusten Stand, so hatten wir Satellitenradio, über das wir auch das Wetter der Regionen abrufen konnten. In Longdale stürmten wir dann den hiesigen Walmart und kauften Vorräte und Campingzubehör wie eine große Kühlbox, Kisten, Kissen und vieles mehr ein. Leider war die Auswahl nicht so riesig, aber fürs erste langte es.
Um 19.00 Uhr kamen wir dann nach 74 Meilen im Rocky Mountain Nationalpark an. Die Landschaft war auch in der Dämmerung traumhaft. Auf riesigen Weideflächen fraßen Wapitis (Cervus canadensis), die im englischen etwas verwirrend Elks genannt werden. Dahinter standen die Silhouetten riesiger Bäume und hinter denen ragten die schneebedeckten Berge auf. Überall standen Autos und Menschen liefen herum unter den wachsamen Blicken der Ranger. Da es jedoch schon fast dunkel war und wir nach der langen Anreise nur noch schlafen wollten, blieben wir auf unserem Weg und fuhren zum Campingplatz. Direkt an der Einfahrt stand ein Schild mit der Aufschrift „Full“. Das hatten wir ja schon gewusst, denn wir hatten ein paar Tage zuvor Online die letzte verfügbare Campsite gebucht.
Am Eingang erklärte uns der Ranger, wo unsere Campsite lag und wie wir dorthin finden würden. Das war zum Glück kein Problem. Die Campsite wäre echt toll gewesen. Sie lag auf einem kleinen Hügel mit einer schönen Feuerstelle und die Nachbarn waren alle etwas weiter weg, aber wir hatten keine Lust für eine Nacht das Zelt aufzubauen und richteten uns im Auto ein. Hier im Park wären wir gerne länger geblieben, aber leider hatten wir wie immer viel zu wenig Zeit und mussten uns mit einer Nacht begnügen. Zum Abendbrot gab es belegte Brote und ein Bier bzw. Cidre, danach legten wir uns schlafen.
Im Nachhinein waren wir ganz froh, das Zelt nicht aufgebaut zu haben, denn nachts regnete es immer wieder und ein heftiger Wind blies mit voller Wucht. Es war eisig kalt draußen. Einzig der Mond ärgerte uns ein wenig, denn er strahlte immer wieder freundlich in unser Auto und weckte uns ständig.

Übernachtung: Moraine Park Campground, Rocky Mountain Nationalpark, Colorado

Samstag, der 24.09.2016
2. Tag

Um 6.00 Uhr morgens standen wir fröstelnd bei knapp unter 0 °C auf. Auf der Campsite herrschte schon geschäftiges Treiben und wir waren bei weitem nicht die Ersten. Viele Autos fuhren schon los. Wir brauchten jedoch nicht lange und machten uns auf den Weg zum Bear Lake, wo wir den Sonnenaufgang verbringen wollten. Es wurde immer kälter und so schneite es bzw. hatte Frost, was wir dank dem heftigen Wind umso stärker zu spüren bekamen. Trotzdem war der Sonnenaufgang am See wunderschön. Die Berge lagen in dichten Wolken und der Wind peitschte über das Wasser. Schneeflocken tanzten um unsere Köpfe. Doch das Licht verzauberte uns, denn anfangs kam  die Sonne heraus und die Berge mit ihren Wolkenmützen fingen an, orange zu leuchten. Das war unbeschreiblich schön, trotz klammer Finger und schmerzenden Gesichtern. Auch hier war schon viel los. Wanderer machten sich auf den Weg und mit uns waren einige andere Fotografen da und genossen das Schauspiel. Wir blieben bis ca. 7.00 Uhr, dann zog es zu und wir fuhren langsam aus dem Park.

Bei einem Starbucks in Estes Park gab es dann Lebenselixier und warme Kuchenteilchen, die hervorragend schmeckten und uns wieder aufwärmten. Als wir uns etwas von den Rockies entfernt hatten, verzogen sich auch die Wolken und der Himmel wurde blau. Wir folgten der Straße, die hier draußen viel einsamer war, als um Denver herum und näherten uns langsam unserem Ziel, dem Grand Teton Nationalpark. Doch je näher wir kamen, desto schlechter wurde das Wetter. Bei 3 °C und Regen arbeiteten die Scheibenwischer auf Hochtouren, wieder fegten Windböen über die Straßen und die Bäume bogen sich. Das Gras war herbstlich gelb und auch die Bäume hatten zum Teil schon ihr Herbstkleid an. Immer wieder sahen wir Pronghorns-zu Deutsch Gabelböcke (Antilocapra americana) auf den Feldern grasen.

Unterwegs kauften wir noch im Walmart für den heutigen Tag ein. Laut unserer Satelliten Wettervorhersagen hätten wir schon längst unter der Schlechtwetterfront durch sein müssen, aber es regnete immer noch und die Ausläufer des Unwetters schienen uns zu begleiten. Na, das konnte ja heiter werden… Dafür wurde die Landschaft immer herbstlicher. Eigentlich hätte der Peak der Laubfärbung in diesem Gebiet erst Ende September sein sollen, aber dieses Jahr hatte die Laubverfärbung schon viel eher eingesetzt. So hatten wir schon Angst, dass wir zu spät dran wären. Aber dem war nicht so. Wunderschön standen die Laubbäume in voller Pracht vor uns. Je näher wir den Tetons kamen, desto schöner und gelber wurden sie. Zum Glück hängten wir auch das schlechte Wetter ganz gut ab und kamen gerade rechtzeitig zum späten Licht am Moulton Barn vor der Teton Range an. An den Bergen klebten noch die Reste der Schlechtwetterwolken und gaben ein dramatisches Bild ab, während im Vordergrund der Moulton Barn vor den schönsten Laubbäumen steht. Es war wunderschön!
Dank Alois wussten wir, dass unsere Lieblingscampsite „Jenny Lake“ geschlossen war, aber er hatte eine kostenlose Campsite gefunden und uns den Weg beschrieben.

Im Dunkeln fuhren wir also auf der Hauptstraße zur Triangle X Ranch und suchten uns den Weg, den Berg hinauf. Dort sollte die „wilde“ Campsite sein. Nachdem wir uns erst auf der Ranch verfahren hatten, fanden wir schließlich den richtigen Weg und fuhren langsam den Berg hinauf. Auf einem Plateau war eine große Fläche BML Land, wo sich schon etliche Camper eingefunden hatten. Anfangs wollten wir uns auch dort hinstellen, aber dann entschieden wir uns für eine nette Nische im Wald, wo wir uns häuslich einrichteten. Chris machte gleich ein Feuer in einer angelegten Feuerstelle und wir weihten unsere neuen Stühle ein, die wir nah ans Feuer stellten, um uns zu wärmen. Wir grillten Lachs und genossen in unseren neuen Gläsern kühlen Weißwein, dazu knisterte das Feuer. Wir waren angekommen und in diesem Moment gab es keinen anderen Ort auf der Welt, an dem wir lieber gewesen wären. Dazu hallte von unseren Nachbarn sehr passend ZZ Top durch den Wald. Wir saßen noch lange draußen und genossen den Abend, ehe wir in unsere Schlafsäcke krochen.

Übernachtung: Wilde Campsite,  Grand Teton Nationalpark, Wyoming

Sonntag, der 25.09.2016
3. Tag

Über Nacht war es noch einmal so richtig kalt geworden und so standen wir bei frischen - 4 °C auf. Zum Glück kochten wir uns einen Kaffee, der in unseren Thermobehältern erstaunlich lange warm blieb und stellten die Heizung auf Maximum. Leider hatten wir ein dummes Problem, denn wir konnten unsere Innenbeleuchtung nicht abstellen. Egal was wir probierten, das Licht blieb an. So fuhren wir hell leuchtend Schwabacher Landing entgegen, wo wir den Sonnenaufgang verbringen wollten. Wir waren wirklich sehr früh dran, aber der Parkplatz war schon voll. So bekamen wir den allerletzten Platz an der Seite und schüttelten ungläubig die Köpfe. Was war denn hier los?
Als wir uns der schönsten Stelle näherten, waren hier Menschen über Menschen. Das war ja gar nichts für mich. Während Chris sich einen super guten Platz ergatterte und sich zwischen zwei amerikanischen Fotografen quetschte, ging ich langsam weiter nach hinten, wo ich mir etwas mehr Luft zum Atmen erhoffte. Unterwegs machte ich ein paar Bilder vom Flusslauf und patschte natürlich prompt in eine tiefe Pfütze. Na super, jetzt war auch noch mein Fuß pitschnass und das bei Minusgraden… Egal, der Weg zum Auto zurück war einfach zu weit und so ging ich weiter. Aber auch an der hinteren Stelle war unglaublich viel los. Hier stapelte sich eine chinesische Fotogruppe, aber zum Glück genau an einer Stelle und so konnte ich mich zwischen zwei andere Fotografen stellen und den Sonnenaufgang abwarten. Dichter Nebel hing an den Bergen und hüllte sie ein. Mit Sonnenaufgang lichtete sich kurz der Nebel und gab einen Blick auf die rotleuchtenden Berggipfel frei. Doch dann zog sich der Schleier wieder zu und verhüllte die Gipfel. So blieb es, bis es hell war, dann lichtete sich der Nebel und ein atemberaubender Herbstmorgen begann. Das Licht ließ das Gelb der Espen noch mehr leuchten, hinzu kamen der Nebel, der an den Bergen hing und die wunderschöne Spiegelung der Teton Range mit der Cathedral Group und natürlich dem höchsten Gipfel den Grand Teton (4199 m). An meinem Platz schwammen Biber vorbei und bis auf das Geschnatter der Chinesen war es idyllisch und fast schon mystisch mit dem Nebel und der Stimmung.
Als ich mal kurz meine Kamera alleine ließ, um nach einer anderen Position zu schauen, hatten sich doch glatt drei Chinesen über, unter und neben mir platziert. Die waren echt dreist und hatten keinerlei Berührungsängste. Erst als ich einem auf die Schulter tippte und anzeigte, dass ich fotografieren möchte, rückten sie etwas, obwohl neben mir genug Platz frei war. Aber das hatten wir schon öfters festgestellt und ich musste an die Plitvicer Seen denken, wo Chris fotografierte und ich auf einer Bank saß und einen Chinesen beobachtete, der direkt unter Chris Stativ kletterte und von dort fotografierte, um exakt die gleiche Position zu haben.
Etwas später ging ich zurück zu Chris, der immer noch gebannt an seinem Platz stand und mit den netten Jungs redete, die hier schon seit Mitternacht Zeit verbracht hatten. Der Platz hier war wirklich ein Traum mit den Laubbäumen, der Teton Range im Hintergrund und der glatten Spiegelung des Wasser. Mittlerweile hatten sich auch die Massen etwas gelichtet und man konnte wieder bequem fotografieren. So machten wir noch ein paar Einstellungen und wanderten dann zum Auto vor.

Wir fuhren jedoch nicht weit, sondern hielten gleich am nächsten Parkplatz. Diesmal wollten wir uns auch den Flusslauf des Snake Rivers anschauen. Hier waren wir fast alleine und es war genauso schön wie am hinteren Platz. Die Teton Range spiegelte sich im Wasser, Biberdämme trugen zu einer perfekten Spiegelung bei und der Herbstwald war ebenso schön.
Danach fuhren wir zur Aussicht „Blacktail Ponds Overlook“. Von hier oben war die ganze Herbstpracht noch viel eindrucksvoller. Die Sonne schien mit voller Kraft und es wurde langsam warm. Ein paar Leute erzählten uns, dass etwas weiter hinten ein junger Elchbulle steht und so wanderten wir den Weg an der Abbruchkante entlang und wirklich, neben einem dichten Strauch entdeckten wir den Elch und konnten ihn sogar etwas beobachten.

Später fuhren wir noch zu den Mormonen Barns im Morgenlicht. Hier waren, wie schon erwartet, sehr viele Leute, aber das Licht war super schön und die Bäume in ihrem Herbstkleid fantastisch. Chris fotografierte noch einen riesigen Virginia Uhu, die es sich in einem Baum gemütlich gemacht hatte und auf die Nacht wartete.
Mittags holten wir uns im Dornan's Chuckwagon Kaffee und Sandwiches, die wir am Aussichtspunkt Blacktail Ponds Overlook essen wollten. Dazu stellten wir uns unsere Stühle an die Abbruchkante und genossen unser Mittagessen mit Aussicht. Die Wolken hingen anfangs noch an den Bergen, aber im Laufe der Zeit lösten sie sich immer mehr und stiegen in den Himmel auf, wo sie dann verpufften.
Als wir nach dem Mittag noch ein wenig fotografierten, entdeckten wir noch eine Elchkuh mit Jungtier, die unter uns durch die Büsche wanderte.

Wir fuhren noch ein wenig durch den Park und genossen die Wärme des perfekten Herbsttages.
Am Jackson Lake Damm hielten wir und Chris versuchte, die Sicherung für das Innenlicht zu finden, denn wir bekamen es einfach nicht aus. Ich setzte mich nach draußen und blätterte in der Betriebsanleitung und suchte nach einer Lösung. Da sprach mich eine nette Amerikanerin an und fragte, ob sie uns helfen könne. Ich schilderte ihr unser Problem und wir schauten gemeinsam. Chris, gesellte sich zu uns, aber irgendwie kamen wir dem Problem nicht auf die Spur. Da hatte die Frau eine Idee. Sie sagte, dass es in ihrem Auto – einem Ford - einen Schalter gäbe, mit dem sie das Innenlicht an und ausschalten könne. Der ist hier, zeigte sie uns und kippte den Schalter und Voila das Licht war aus. Der Schalter war kombiniert mit der Helligkeit des Displays und Chris war wohl aus Versehen mit dem Knie dagegen gekommen. Normal ist der Schalter oben an der Beleuchtung und nicht unten! Wir hätten sie am liebsten zu Boden geknutscht, denn es war echt nervig – besonders nachts und am frühen Morgen und wir hatten uns schon in eine Werkstatt fahren sehen, denn nirgends wurde dieser Schalter, der eigentlich für das Helligkeit des Displays war, in der Bedienungsanleitung beschrieben. Wir bedankten uns überschwänglich, ehe wir uns wieder vergnügt auf den Weg machten.
Wir spazierten noch über den Damm und beobachteten ein Reh genauer gesagt einen Maultierhirsch (Odocoileus hemionus – en: mule deer) mit Zwillingen. Die waren überhaupt nicht scheu und nur an den leckeren Blättern der Zweige interessiert. 
Den Abend verbrachten wir am Oxbow Bend, der bekannten Flusschleife des Snake Rivers mit einer wunderbaren Aussicht auf den Mount Moran (3842m) und die umliegenden Berge. Das Wetter war fast zu perfekt, denn der Himmel war tiefblau und nur ein paar Miniwolken waren zu sehen.  Der Indian Summer strahlte in voller Pracht, so dass wir zufrieden die Schönheit der Natur genossen, bis die Sonne hinter den Bergen verschwunden war.
Mit der Dämmerung kam auch die Kälte zurück und wir suchten unsere Campsite auf dem Hügel auf. Zum Glück war unsere kleine Nische noch frei. Mittlerweile hatten wir auch den offiziellen Weg gefunden und mussten nicht mehr umständlich über die Ranch fahren. Wieder machten wir ein schönes Lagerfeuer, grillten gemütlich und wärmten uns am knisternden Feuer. Ein wundervoller Tag ging zu Ende.

Übernachtung: Wilde Campsite,  Grand Teton Nationalpark, Wyoming

Montag, 26.09.2016
4. Tag

Bei ca. -1°C kletterten wir aus unseren Schlafsäcken. Der Kaffee kochte während wir zusammenpackten.
An diesem Morgen fuhren wir zum Oxbow Bend, einer Flussschleife des Snake Rivers  und wollten hier den Sonnenaufgang verbringen. Da wir etwas zeitiger als am Vortag dran waren, konnten wir uns unsere Plätze aussuchen. Wieder war es sehr kühl und ein heißer Schluck Kaffee tat gut.
Nebel lag über dem Fluss, nur vereinzelt hörte man ein paar Kanadagänse schnattern. Das Wasser plätscherte und die Bäume spiegelten sich schimmernd im Mondlicht. Chris machte noch ein paar Nachtaufnahmen, dann begann es auch schon zu dämmern und der Erdschatten zog zartrosa hinter den Bergen auf.
Ab und zu sprang ein Fisch und weite Kreise durchzogen das glatte Wasser. Ein Gänsesäger schwamm auf der Suche nach einer Frühstücksportion den Fluss entlang. Es war so harmonisch und friedlich hier.
Das erste Sonnenlicht färbte die Bergspitzen rosa und zog dann langsam immer weiter die Bäumen hinab und dem Wasser entgegen. Mit der Sonne kam auch die Wärme. Das Licht war wunderschön an diesem fast wolkenlosen Morgen. Nachdem wir am Ufer allerlei Einstellungen gemacht hatten, kletterten wir noch auf den Seitenhang. Von oben sah es auch extrem toll aus und wieder glühten unsere Kameras.
Später fuhren wir durch den Park und fotografierten ein paar Herbstbäume vor den Bergspitzen. Auch zur Kapelle machen wir einen kurzen Abstecher.

Wir holten uns im Dornan's Chuckwagon wieder zwei super leckere Sandwiches, die wir an einem der Aussichtspunkte auf die Range verspeisten. Doch dann hieß es erst einmal von der wunderschönen Herbstlandschaft der Tetons Abschied nehmen, denn heute wollten wir noch weiter in den Yellowstone Nationalpark fahren, wo wir schon von Daheim aus eine Campsite auf dem Madison Campground reserviert hatten.
So lenkten wir unser Auto an der Moran Junction wieder in den Park hinein, am Oxbow Bend entlang bis zum Jackson Lake, ihn entlang, bis wir zur Grenze des Yellowstone Nationalpark kamen. Unterwegs sahen wir noch die schwelenden Reste eines heftigen Waldbrandes, der hier erst vor kurzem gewütet hatte und wegen dem sogar die Straße gesperrt war. Fragten wir uns anfangs noch, warum die Straße gesperrt war, denn die Brände hatten nur die Hänge betroffen, wurde uns etwas später klar warum, auf einer weiten Fläche war das Feuer direkt an der Straße gewesen, wie die verkohlten Überreste der Bäume zeigten.
Wir fuhren bis zum West Thumb, dem größten Geysir Becken am Ufer des Yellowstone Sees und gingen dort eine Runde auf dem gut ausgebauten Stegsystem spazieren. Auch hier war es ein wenig wie nach Hause kommen. Zwar hatten wir eine andere Jahreszeit, wodurch alles anders aussah, aber es war trotzdem alles so vertraut. Einige Geysire waren ruhiger als sonst, dafür sprudelte aus anderen viel mehr Wasser bzw. Rauch. Wir wanderten rechts den Weg entlang, vorbei an den Thumb Paint Pods. Hier hatten wir gleich einmal ein  Erlebnis der anderen Art, als drei Chinesinnen wie von Sinnen über den Steg polterten und dann direkt auf eine kleine Fumarole im Boden zuliefen. Das ganze Gebiet hier ist instabil und es ist leider schon vorgekommen, dass jemand eingebrochen ist und sich üble Verbrennungen oder Schlimmeres zugezogen hat. Warum sonst gab es überall Hinweisschilder auf den Wegen zu bleiben, aber die waren ja nicht auf Chinesisch. Jedenfalls schnappte Chris sich die drei und wies sie nett darauf hin. Sie bedankten sich und blieben dann zum Glück auf dem Steg.
Durch Alois und Lisa hatten wir schon von der ungewöhnlich hohen Anzahl an Chinesen gehört, die im Yellowstone Nationalpark unterwegs waren, aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass es wirklich so viele waren. Fast jeder, der uns begegnete war ein Asiate und es wurde in den paar Tagen im Yellowstone nicht besser. Meistens traten sie in ganzen Gruppen auf und waren ungewohnt laut. Den Grund erfuhren wir auch von einer jungen Chinesin, denn in China fielen ein paar Feiertage sehr günstig, so dass es sich für eine Fernreise lohnte. Tja, und das war genau der Zeitpunkt.
Doch die Menschen störten uns zum Glück nicht beim Betrachten der Geysire und so setzten wir unseren Weg fort vorbei an der Fishing Cone, dem Black- und dem Abyss Pool und waren wieder einmal sehr beeindruckt von den wunderschönen Farben der Pools. Aus Mudpools stiegen Blasen auf, Dampf zog in einer schmalen Fontaine gen Himmel und aus kleinen Löchern zischte und blubberte es. Das Wetter war gut und in der Sonne war es richtig warm, wenn auch am See ein kühler Wind wehte.

Leider war die Straße von Norris nach Mammoth in Richtung Nordeingang gesperrt und somit konnten wir leider keine klassische Runde fahren. So begnügten wir uns damit, ein wenig am Yellowstone Lake entlang zu fahren. Weiter ging es über das Hayden Valley bis nach Canyon Village und zurück über die Norris Junction nach Madison, wo sich unser Campingplatz befand.
Als wir am Campground ankamen, stand draußen schon ein  Schild mit „Full“. Wieder waren wir sehr froh, dass wir eine Campsite reserviert hatten. Zum Glück konnten wir unsere Reservierung auf die nächste Nacht erweitern. Wir bekamen die Campsite E172 zugewiesen, die wir gleich mal suchten, damit wir am Abend nicht ziellos durch die Gegend fahren mussten.
Leider lag sie direkt am Toilettenhaus und so würden wir die ganze Nacht im Lichtschein schlafen müssen. Doch es war ja nichts mehr frei und andere wären froh, eine Campsite so nah an den Toiletten zu bekommen. Den restlichen Nachmittag verbrachten wir noch am Old Faithful Geysir, wo wir ein paar Ausbrüche abwarteten. Auch hier wimmelte es vor Menschen und man bekam überhaupt keinen Platz mehr. So teilten wir uns auf. Ich stand eher seitlich abseits der Massen am Auslauf des Geysirs und Chris, der weniger Berührungsängste hat als ich, stellte sich mitten hinein und ergatterte einen recht guten Steh-Platz. Doch an diesem Nachmittag waren die Ausbrüche ziemlich kurz und auch nicht sehr hoch. Mochte es an der Jahreszeit liegen oder hatte der Old Faithful einfach keine Lust zum Spucken, wir wussten es nicht. Die Ausbrüche im Frühjahr waren um etliches höher und länger. Es war trotzdem schön anzuschauen und auch das Raunen der Massen und die Entzückensschreie waren echt unterhaltsam. Mindestens die Hälfe der Leute waren auch hier Chinesen.
Wir wanderten noch an unserem Liebling dem Castle Geysir vorbei und landeten schließlich am Morning Glory. Die Sonne verschwand gerade hinter den Bergen. Sanft stieg der Dampf des warmen Wassers in die Höhe. Auch jetzt im Gegenlicht war der Morning Glory einfach schön anzuschauen und wir genossen die letzten Sonnenstrahlen hier, ehe es in der Dämmerung zurück zum Auto ging.

Als wir abends zurück auf die Campsite kamen, war sie von 6 Chinesen belegt. Uns blieb der Mund offen stehen, denn das war wirklich dreist. Zwei Zelte waren aufgebaut und die Autos standen wie selbstverständlich in der zugehörigen Parkbucht. Als wir ausstiegen kam sofort eine Chinesin auf uns zu. Wir zeigten ihr unsere Buchung und ließen uns ihre zeigen. Da löste sich das Rätsel, denn die Mädels hatten die Campsite E 173 direkt daneben. So tauschten wir kurzerhand die Stellplätze und hatten jetzt eine super gute ruhige und lichtgeschützte Fläche, wo wir unser Zelt aufbauten. Das Mädchen half mir sogar noch mit beim Zeltaufbau, während Chris das Feuer machte.

Übernachtung: Madison Campground, Yellowstone Nationalpark, Wyoming

Dienstag, 27.09.2016
5. Tag

Bei -2 °C standen wir morgens auf, aber es fühlte sich nicht so kalt an. Wir fuhren zum Firehole Drive, denn diesen kurzen Weg mit einigen tollen Geysiren, mögen wir besonders gerne. Doch an diesem Morgen ärgerte uns zäher Nebel. Er war so dicht, dass wir rein gar nichts sahen und auch der Sonnenaufgang änderte nichts daran, außer dass es heller wurde.
Wir spazierten am Gand Prismatic entlang, ebenfalls bei dichter Nebelsuppe und auch hier sahen wir fast gar nichts. Die schönen Farben wirkten gedämpft grau und der Dampf unterschied sich nicht vom Nebel. Dafür waren wir fast alleine unterwegs. Leicht frustriert fuhren wir weiter in Richtung Old Faithful. Als wir über einen Hügel kamen, lichtete sich direkt am Biscuit Basin der Nebel und die Sonne kam raus. Das war vielleicht schön. Wir bewundern die Black Opal Spring mit ihrem milchig blauen Wasser und kamen dann zum Sapphire Pool, der mit seinem himmelblauen, glasklaren Wasser einfach nur wunderschön ist. Der Nebel bildete einen tollen Kontrast zur Sonne und den wunderbaren Farben.
Hier befindet sich auch der Jewel Geysir, er bricht ca. alle 6 Minuten für 60-90 Sekunden aus. Nicht durchgehend, sondern in mehreren Sequenzen. Dieser Geysir ist immer wieder eine Show und es machte uns viel Spaß ihm zuzuschauen. Vorbei am Shell Geysir, der noch leicht müde vor sich hin blubberte, gingen wir weiter bis zum farbenfrohen West Geysir und zurück an den Mustard Spring vorbei, die auch gerade vor sich hinspuckte.

Als wir zum Black Sand Basin kamen, wurden wir sofort von einem Ausbruch des Cliff Geysirs begrüßt, der an diesem Morgen erstaunlich aktiv war.
Auch hier gibt es einen Boardwalk, von dem aus man alle wichtigen Punkte des Basins ansehen kann. Wir wanderten an dem kleinen Sprout Geysir, dem großen farbenfrohen Rainbow Pool und dem Sunset Lake vorbei. In der hintersten Ecke befand sich unser Ziel, der Emerald Pool. Er ist einfach ein Prachtstück mit seiner tiefblauen Mitte und dem gelb-orangen Rand, so dass er für uns immer einen Besuch wert ist. Doch am Cliff Geysir verharrten wir diesmal am längsten, denn er war an diesem Vormittag gar nicht zu bremsen und spuckte fast ohne Unterlass meterhoch. Während wir irgendwann langsam zum Auto zurückwanderten, setzte sich ein Mann mit Kaffee und Reiseführer auf den Zaun und begann zu lesen. Weit entfernt näherte sich ein Bisonbulle. Wir hofften natürlich auf ein schönes Bild von dem Bison vor dem farbigen Wasser der Pools und beobachteten ihn. Doch er ging schnurstracks auf den Zaun zu, wo der Mann saß. Ehe man noch etwas sagen konnte, knuffte der Bison nach dem dreisten Zaunbesetzer, der zum Glück gerade noch rechtzeitig den Bullen bemerkte und beherzt hinter den Zaun sprang. Der Bulle war zufrieden und kratzte sich an dem Zaun. Wir waren erleichtert und auch etwas schockiert, denn alles ging so schnell und niemand hatte den Mann gewarnt, aber mit so etwas konnte man ja nicht rechnen und wir alle hatten die Zielstrebigkeit des Bullen unterschätzt.

Danach versuchten wir unser Glück noch einmal am Midway Geysir Basin. Hier befindet sich neben dem Exelsior Geysir die bekannte Grand Prismatic Spring, eine der farbenfrohsten und größten Thermalquellen der USA. Ihr Becken ist ca. 75 × 91 m groß und ungefähr 49 m tief. In einer Minute fließen durchschnittlich 2000 Liter 71 °C heißen Wassers aus der Quelle. Die wundervollen Farben am Rand der Quelle stammen von einzelligen Mikroorganismen (Bakterien und Archaeen). Sie leuchten zwischen grün und rot was von dem Gehalt an Chlorophyll und Carotinoiden der Mikroorganismen abhängt. Im Zentrum der Quelle ist das Wasser wegen der hohen Temperaturen frei von Mikroorganismen. Die tiefblaue Färbung in der Mitte liegt an der Tiefe der Quelle und deren Wasserreinheit.
Hier war das Wetter jetzt perfekt, aber leider sahen das alle anderen Menschen auch so wie wir und stürmten das Midway Geysir Basin. Der Parkplatz quoll über und wir parkten gleich freiwillig draußen. Wieder waren es hauptsächlich Asiaten, die sich in allen möglichen Posen vor dem farbenfrohen Wasser fotografieren ließen.

Mittags fuhren wir bei schönstem Sonnenschein und 20 °C an den beeindruckenden Gibon Falls vorbei und über den schneefreien Dunraven Pass (2700m) ins Lamar Valley. Ein paar Bisons grasten am Hang. Kurz vor dem Lamar Valley beobachten wir zwei Dickhornschafe (Ovis canadensis) mit einem Jungtier, die gemütlich am Straßenrand grasten.
Als wir ins Lamar Valley kamen, fanden wir einen Massenauflauf vor. Ranger regelten den Verkehr und Autos über Autos standen am Straßenrand, während sich die Fahrer am Seitenrand tummelten und angestrengt einen Berghang hinauf schauten. Chris ergatterte eine Parklücke und wir gesellten uns zu den Schaulustigen und starrten ebenfalls in die gleiche Richtung. Dort hatte es sich eine Schwarzbärin mit zwei Jungen gemütlich gemacht, die nach einem Schläfchen die Umgebung erkundeten. Die Bären waren sehr weit entfernt und nur mit dem Fernglas konnten wir die drei einigermaßen erkennen. Als die Bärin kurz die Richtung änderte und auf uns zu kam, wurde unser Ranger unruhig und bat uns, zu den Autos zu gehen, aber zum Glück überlegte sie es sich anders und blieb auf dem Hang. Die Kleinen spielten unterdessen mit allem, was sie finden konnten. Sie kletterten unter Wurzeln hindurch und erklommen umgefallene Bäume, auf denen sie balancierten. Die Mutter hatte die Strolche immer im Auge und war sehr wachsam.
Als sie sich immer weiter den Hang hinauf zurückzogen, fuhren wir weiter. Im Gegensatz zum Frühjahr war es sehr kahl und braun. Es waren kaum Bisons auf den abgegrasten Weideflächen zu sehen. Ein einsamer Coyote lief weit entfernt durch das gelbe Gras, aber das war es auch schon. Wir fuhren bis zur Purple Creek Picnic Site und endlich um 15.00 Uhr gab es was zum Essen, denn das hatten wir an diesem langen Morgen irgendwie übersehen vor lauter Fotografieren. Dafür war es sehr idyllisch auf der Picnic Site, nur leider schien es so, als ob die Ziesel schon im Winterschlaf wären, denn keines der possierlichen Tierchen ließ sich trotz schönstem Sonnenschein blicken.
Auf dem Rückweg blockierten mal wieder Autos die Straße und Ranger regelten den Verkehr. Der Grund waren diesmal Dickhornschafe, die direkt neben der Straße im Gras lagen und das Geschehen um sich herum mit großen Augen sehr gelassen betrachteten.
Im Canyon Village füllten wir das Eis in unserer Kühlbox auf und auch unser Auto erhielt etwas zum Trinken.
Am Norris Geysir Basin legten wir einen kurzen Stopp ein und wanderten zu den Porzellanpools, die leider nur sehr wenig Wasser führten. Hier war es im Frühjahr eindeutig schöner, denn es stieg kaum Rauch auf und alles wirkte sehr trocken.

Wir fuhren weiter bis zum Firehole Drive, wo sich am Great Fountain Geysir etliche Leute eingefunden hatten. Nach einem Blick auf die Anzeige stellten wir fest, dass der Geysir ca. 19.00 Uhr losgehen könnte und das wäre dann genau zum Sonnenuntergang, also reihten wir uns in die Schlange der Wartenden ein und bekamen noch einen guten Platz an den schönen Terrassen. Der Geysir bricht ca. alle 9 bis 15 Stunden aus. Die Eruption ist  30 bis 50 Meter hoch  und dauert etwa eine Stunde. Gespannt warteten wir. Ein untrügliches Zeichen, dass der Geysir in ca. einer Stunde hochgeht, ist, wenn die Terrassen überlaufen. Fasziniert beobachteten wir dieses Phänomen. Je näher sich die Sonne dem Horizont zuneigte desto nervöser wurden alle. Jetzt, jetzt geht es los – hofften wir. Totenstille herrschte. Dann als die Sonne als letzter goldener Diamant am Horizont erstrahlte machte sich leichte Enttäuschung breit, denn noch immer dampfte er nur vor sich hin. Erst als die Sonne vollständig weg war, brach er aus. Es war trotzdem schön, zumal wir diesen Geysir noch nie in Aktion erlebt hatten. Die Eruption war nicht sehr lang und auch nicht sehr hoch. Sie dauerte nur ca. 15 Minuten. Wir verharrten noch eine ganze Weile doch es tat sich nichts mehr. Alle bauten ab und stiegen in ihre Autos. Wir warfen noch einen letzten Blick und wollten gerade losfahren, als er noch einmal mit aller Kraft losbrach und eine sehr hohe Fontaine zum Himmel schoss. Fassungslos schauten wir alle dem Geschehen zu und kein einziger hatte seine Kamera mehr im Anschlag. So genossen wir das Schauspiel und mussten angesichts der Situation ziemlich lachen.
Zum Abschluss dieses langen Tages grillten wir Burger auf unserer Campsite, die einfach nur klasse wurden. Dazu gab es Käse, Erdbeeren und Avocado.
Um ca. 22.00 Uhr waren wir dann so erschöpft, dass wir sehr müde in unser Zelt krochen und gleich schliefen.

Übernachtung: Madison Campground, Yellowstone Nationalpark, Wyoming

Mittwoch 28.09.2016
6. Tag

Bei -2 °C starteten wir wieder in den Morgen. Auch heute war viel Nebel, der die Landschaft in ein helles Tuch aus Gaze hüllte. Doch an diesem Morgen war der Nebel lichter und wir suchten nach einem schönen Platz, um ein paar Aufnahmen zu machen. Unterwegs sahen wir mächtige Wapitis (Elks) auf einer Wiese und ein kräftiger Hirsch lief stolz vor seinen Mädels her.
Wir entdeckten ein Wäldchen mit abgestorbenen Bäumen und einem kleinen dampfenden Flusslauf. Während Chris das Auto parkte, machte ich schon ein paar Aufnahmen. Aus dem Augenwinkel sah ich Chris zu dem Flusslauf gehen und fotografieren. Ich gesellte mich zu ihm und sagte spaßig: „Du suchst dir auch immer die schönsten Plätze zum Fotografieren aus.“ Er reagierte überhaupt nicht, da wurde ich stutzig und schaute genauer hin und bemerkte, dass es ein völlig fremder Mann war, den ich da angequatscht hatte und der sicherlich und glücklicherweise überhaupt kein Deutsch verstand. Der muss gedacht haben, dass ich vollkommen irre bin, denn anfangs rückte ich ihm ziemlich auf die Pelle, quatschte in einer fremden Sprache wild drauf los und dann konnte ich mich kaum noch halten vor Lachen. Ich kicherte immer noch, als Chris endlich auftauchte und ich ihm die Story berichten konnte. Unser stummer Fremder zog langsam von dannen, aber wir konnten ihm noch einen Coyoten zeigen, der gerade auf der anderen Straßenseite entlanglief.

An diesem Morgen suchten wir immer wieder den Firehole Drive auf, denn unser Freund, der Great Fontaine Geysir, sollte zwischen 7.00 Und 9.00 Uhr morgens ausbrechen. Doch außer zähem Nebel, der sich auf diesem Weg besonders hartnäckig zu halten schien, passierte gar nichts. Nachdem wir wieder einmal etwas durch die Gegend gefahren waren und ein paar Landschaftsaufnahmen gemacht hatten, war es dann soweit, um 8.15 Uhr liefen die Terrassen über. Wir parkten unser Auto und  suchten uns einen schönen Platz zum Fotografieren. Doch der Nebel war so dicht, dass man ihn kaum vom Dampf unterscheiden konnte. Dank der kühlen Morgentemperaturen dampfte der Geysir gleich noch mehr und wir sahen gar nichts. Doch wir waren guter Dinge und hofften, dass der Nebel sich wenigstens etwas lichtete. Die Sonne kam immer wieder etwas durch. Als er ausbrach, rauchte er noch mehr und wir hörten eigentlich mehr, als wir sahen oder fotografieren konnten, aber gerade das war sehr beeindruckend. Er zischte und blubberte und wir hörten das Wasser spritzen und auf dem Boden aufkommen. Das war trotz eingeschränkter Sicht ein wirklich tolles Erlebnis und der Rauch ging weit in den Himmel hinauf. Während Chris noch versuchte, ein paar Bilder zu machen, ging ich schon mal zum White Dome Geysir, der natürlich wunderschön ausbrach, während ich noch auf dem Weg zu ihm war. Doch auch aus der Entfernung war er toll anzuschauen, die Fontaine ging steil nach oben und auch er dampfte und rauchte nur so. An diesem Morgen war es überall sehr aktiv in diesem Gebiet, selbst aus namenlosen Geysiren schossen kleine Fontänen in die Höhe und es dampfte viel mehr als sonst.
Ich genoss den Ausblick auf den White Dome und rückblickend auf den Great Fontaine, denn aus der Entfernung sah man erst, wie hoch die Rauchfahne in den Himmel stieg – wirklich eindrucksvoll.

Am späten Vormittag fuhren wir einige Aussichtspunkte am Grand Canyon of the Yellowstone ab. Die V-förmige Schlucht ist zwischen 250 m - 400 m tief und 500 -1300 m breit. Sie durchfließt der Yellowstone River.
Leider waren noch zu viel Schatten in der Schlucht, aber sie war trotzdem wieder sehr beeindruckend. Besonders der Artist Point mit seinem Ausblick auf die Upper Falls zog uns wie immer in seinen Bann.
Da wir wieder einmal das Frühstück ausgelassen hatten, fuhren wir mittags nach Yellowstone West, wo wir ausgiebig einkauften und unsere Vorräte hungrig auffüllten. Als Belohnung besorgte Chris zwei Buffalo Burger, die wir auf einem schönen Felsen am Fluss genüsslich verspeisten. Die Sonne brannte mittlerweile vom Himmel und es war 23 °C warm. So konnte man es aushalten und wir genossen die Wärme des Tages.
Wir machten noch einen kurzen Abstecher zum Midway Geysir Basin, wo wir wie am Vortag eine Runde über das Stegsystem gingen und die herrlichen Farben des Excelsior Geysir und  der Grand Prismatic Spring genossen.

Den Nachmittag verbrachten wir am  am Old Faithful, wo wir gerade rechtzeitig zu seiner Vorstellung ankamen, die diesmal etwas beeindruckender war. Wir besuchten kurz das Visitor Center und informierten uns über die Ausbruchzeiten der Geysire. Daraufhin wanderten wir weiter zu unserem Lieblingsgeysir, dem Castle, der leider nicht mehr vorhersehbar war, denn an der Tafel stand nur „heute“. Er blubberte und zischte ein wenig, aber sonst tat sich nicht viel. So wanderten wir weiter zum Daisy Geysir und haben uns in die Sonne gelegt, bis er uns mit einem Ausbruch im schönsten Abendlicht erfreute.
Wir wanderten auf dem Boardwalk eine größere Runde, vorbei am Grotto Geysir. Seine Ausbrücke finden etwa alle 8 Stunden statt und können von 90 Minuten bis zu mehr als 10 Stunden andauern.
Schon von weitem, sahen wir, dass der Castle Geysir am Ausbrechen ist. Hastig liefen wir die letzten Meter. Er war wieder wunderschön anzuschauen und diesmal bildete sich sogar ein Regenbogen. Die Eruption kam uns sehr lange vor. Er blubberte, zischte und stieß neben Wasser auch viel Dampf aus. Der Castle Geysir hat einen der größten Kegel und gehört zu den ältesten Geysiren im Upper Geysir Basin. Er ist einer unserer Lieblingsgeysire und er überrascht uns immer wieder.
Nachdem er sich beruhigt hatte wanderten wir weiter über das Stegsystem zum Old Faithful zurück und damit zu unserem Auto.
Auf der Campsite grillten wir noch Buffalo Steaks. An diesem Abend blieb es erstaunlich mild bei ca. 10-12 °C, so dass wir noch etwas länger am Feuer sitzen blieben.

Übernachtung: Madison Campground, Yellowstone Nationalpark, Wyoming

Donnerstag, 29.09.2016
7. Tag

Bei  milden 2 °C standen wir an diesem Morgen auf. Während der Kaffee kochte, bauten wir unser Zelt ab, denn heute hieß es, Abschied nehmen vom Yellowstone Nationalpark, der uns trotz der vielen Menschen nicht enttäuscht hatte. Während Chris das Frühjahr vorzieht, fand auch ich den Hebst hier super schön, zumal das Wetter klasse war.
An diesem Morgen fuhren wir noch einmal zum Old Faithful, der diesmal 20 Minuten zu früh hochging, so dass wir gerade noch rechtzeitig ankamen für ein paar Bilder. Wir warteten einen weiteren Ausbruch ab, während langsam die Sonne aufging. Leider zog es immer weiter zu und schon bald war die Sonne hinter einer dunklen Wolkenwand verschwunden. Aber auch so war die Stimmung an den Geysiren toll. Wir wanderten weiter zum Castle und auch hier durften wir einen kurzen Ausbruch miterleben. Weiter ging es bis zum Morning Glory, der mit seinem gelben Rand und der tiefblauen Mitte einfach wunderschön aussah.
Über das Stegsystem spazierten wir zurück. Auch der Grotto Geysir gab noch einmal alles. Er spuckte und fauchte. Das Wasser spritzte nur so und viel Rauch zog zum Himmel empor.
An der Lions Geysir Gruppe hatten wir ebenfalls Glück, denn wir bekamen die dritte Sequenz seines Ausbruchs mit. Da uns an diesem Tag das Glück hold war, sahen wir auch noch den Ausbruch des Beeheve Geysir, aber dafür mussten wir ca. eine Stunde warten. Ca. 20 Minuten vor dem Ausbruch geht direkt am Geysir ein kleiner Minigeysir hoch, so weiß man, dass es bald soweit ist.
Durch die fehlende Sonne und den auffrischenden Wind kühlten wir auf unserer Runde ganz schön aus. Da tat eine heiße Dusche in der Old Faithful Lodge sehr gut. Als krönenden Abschluss holte Chris uns noch einen guten Cappuccino in der Loge. Wir versorgten noch unser Auto und machten uns leckere Pastrami-Brote mit Ei und Käse, dann verließen wir den Yellowstone Nationalpark in Richtung Grand Teton Nationalpark.

Einen kurzen Stopp legten wir noch auf dem Weg an den Moose Falls ein. Hier führte uns ein kurzer Weg zu einem sehr sehenswerten kleinen Wasserfall, den wir ausgiebig erkunden.
Unterwegs zu den Tetons wurde das Wetter immer schlechter und heftiger Regen peitscht auf die Scheibe. Eine Gewitterfront stand über den Bergen und der Jackson Lake war aufgewühlt. Kleine Schaumkronen tanzen auf den Wellen. Zum Glück hatte der Regen aufgehört, so dass wir ein paar Bilder machen konnten.  Das gelbe Laub strahlte bei dem Wetter richtig, aber wir sahen auch, dass in den letzten Tagen viel Laub von den Bäumen gefallen war. Der Herbst war ziemlich durch.
Wir besuchten noch die Moulton Barn, die sich auch bei schlechtem Wetter wunderschön vor der Teton Range machte.
Am späteren Nachtmittag hielten wir noch kurz am Oxbow Bend, wo es wieder stark regnete und das Wasser ebenfalls sehr aufgewühlt war. So fuhren wir noch ein wenig durch den Park und stellten uns zum Sonnenuntergang an den Oxbow Bend.
Ein Silberstreifen hinter den Bergen gab uns Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang und so verharrten wir mit Ponchos im Regen und warteten. Leider leuchtete es nur ein wenig. Das Wetter war einfach zu schlecht, aber wenigstens hatte der Regen aufgehört und wir trockneten langsam.
Unsere Lieblingscampsite im Wald war zum Glück auch noch frei, denn hier standen wir geschützt zwischen den Bäumen und konnten trocken grillen. Wir ließen uns leckere Buffalo Burger schmecken und saßen noch lange am knisternden Lagerfeuer. Das schlechte Wetter hatte sich verzogen und Sterne funkelten am Himmel. Die Zeit hier war wie immer traumhaft. Wir erlebten einen wunderschönen Herbst bei bestem Wetter und waren glücklich und zufrieden, die zwei Nationalparks in unsere Planung einbezogen zu haben.

Übernachtung: Wilde Campsite, Grand Teton Nationalpark, Wyoming

Freitag, 30.09.2016
8. Tag

Die Nacht war sternenklar und ein kühler Morgen begrüßte uns. Wir packten zusammen und fuhren mit unserem Kaffee zur Schwabacher Landing. Je näher wir kamen, desto dichter wurde der Nebel. Klar nach dem Regen gestern und der Abkühlung in der Nacht, war fast nichts anderes zu erwarten gewesen. Fröstelnd wanderten wir zu unserem Lieblingsplatz und verharrten dort in der Dunkelheit. Wir tranken den heißen wärmenden Kaffee und aßen dazu leckere Zimtschnecken.
An diesem Morgen waren nur sehr wenig andere Fotografen hier. Während wir auf die Dämmerung warteten, merkten wir schon, dass hier in diesem Eck der Nebel besonders dicht war. Mit dem Sonnenaufgang gaben wir auf, denn es tat sich gar nichts. Anfangs wollten wir es am Oxbow Bend probieren, aber der Nebel wurde immer dichter, je näher wir der Flussschleife kamen. So wendeten wir das Auto und fuhren wieder zurück. Hier auf der höher gelegenen Straße sahen wir, dass der Nebel sich weit hinten an den Bergen etwas lichtete und das erste Licht knapp über dem Horizont durchkam. Da es in Richtung Molton Barns etwas besser aussah, fuhren wir dorthin und wirklich hier kam stellenweise sogar Sonne durch. Die Stimmung war grandios. Eine pechschwarze Regenwand lag hinter dem Nebel und darin hatte sich ein riesiger Regenbogen gebildet. Leider war er relativ blass, aber es sah wirklich toll aus. Schnell noch ein Bild gemacht, dann war er auch schon wieder verschwunden. Aber auch in die anderen Himmelsichtungen war die Landschaft an diesem Morgen toll anzuschauen. Der Nebel zog gen Himmel und im Gegenlicht leuchtete er wunderschön. Wir waren echt froh, Schwabacher Landing aufgegeben zu haben, denn noch immer hielt sich dort vehement der dichte Nebel.

In Jackson, das im dichten Nebel lag,  stürmten wir den hiesigen Starbucks, denn trotz Frühstück waren wir immer noch hungrig. Außerdem hatten wir an diesem Tag eine lange Strecke vor uns, denn wir wollten auf dem kürzesten Weg zum Bryce Canyon kommen. Da hilft etwas Koffein ungemein.
Um ca. 10.00 Uhr hatten wir den Nebel endgültig hinter uns gelassen. Wir fuhren den Salt River-Pass im schönsten Sonnenlicht. Ständig wechselten wir die Bundesstaaten, so ging es von Wyoming nach Idaho, zurück nach Wyoming weiter nach Utah usw. Unterwegs begegneten wir vielen berittenen Jägern, die hoch zu Ross mit ihren Hunden in die Wälder ritten. Nach dem Pass wurde die Landschaft hügeliger. Riesige Felder mit extrem großen Bewässerungssystemen wechselten sich mit Weiden ab, auf denen Pferde oder Rinder grasten.
Die Sonne lachte nur so vom Himmel, doch wo war meine Sonnenbrille? Wo ich auch suchte, nirgends war sie. Da wir eh in einem Walmart einkaufen wollten, wanderte eine neutrale 5 $ Brille in den Einkaufskorb und schon war die Sonne erträglicher. Gemeinerweise fasste Chris kurz darauf unter den Sitz und hielt meine Brille wieder in der Hand. Egal, jetzt hatten wir eine Ersatzbrille, wer weiß wofür der Kauf gut war…
Schon in Deutschland hatten wir uns eine amerikanische Telefonkarte mit Datenvolumen gekauft, die uns auch ermöglichte, kostenlos nach Hause zu telefonieren.
Mittags stoppten wir kurz an einem schönen Stausee und holten unsere Brotzeit heraus, die wir unterwegs essen wollten. Ich hätte gerne hier am See Rast gemacht, aber Chris hatte wieder keine Zeit, zumal wir die Campsite am Bryce Canyon nicht vorreservieren konnten. So startete er gleich wieder durch, noch bevor die Heckklappe richtig zu war. Auf einmal polterte es und wir schauten uns irritiert um. Auf dem geschotterten Parkplatz lag unser Hab und Gut verstreut wie eine Spur aus Brotkrumen bis zu unserem Auto. Unsere Heckklappe hatte sich wieder geöffnet und durch das Anfahren flogen unsere Boxen und natürlich die Kühltasche nacheinander aus dem Auto. War das eine Sauerei. Alles war voller schwarzer Kiesel. Ein paar Bier und Cidre waren natürlich zu Bruch gegangen und die Scherben lagen inmitten der Lebensmittel. Aus den Dosen sickerte Bier, Eis glitzerte in der Sonne. Schnell räumten wir alles soweit auf und unsere Mülltüte füllte sich zusehends.
Die Brotzeit war trotzdem lecker und zum Glück hatte die Kühlbox zwar ein paar Dellen, aber sie war nicht kaputt gegangen. Auch die Geschirr- und Vorratsboxen hatten zwar was abbekommen, aber sie waren zum Glück relativ heil geblieben und hier hatte auch der Deckel gehalten, sonst wäre das Chaos noch größer gewesen.

Dank der Sonne kletterten die Temperaturen auf angenehme 26 °C. Was für ein schöner Tag, den wir leider bis zum späten Nachmittag im Auto verbrachten. Im schönsten Nachmittagslicht erreichten wir den Red Canyon, wo wir durch ein paar tolle Felsentore fuhren. Die roten Felsen glühten  geradezu im späten Nachmittagslicht. Doch unser Ziel war der Bryce Canyon Nationalpark, den wir um 6.30 Uhr kurz vor Sonnenuntergang erreichten. Der Park befindet sich am östlichen Rand des Paunsauguntplateaus, einer Hochebene, die vor etwa 60 Millionen Jahren aus Meeresablagerungen entstanden ist. Hier findet man eine Szenerie aus unterschiedlich roten Felsgebilden und Steinskulpturen, die je nach Lichteinwirkung von zartrosa bis pink leuchten. 
Da das Licht unaufhaltsam schwand, ließ Chris mich am Sunset Point raus und organisierte uns eine der letzten verfügbaren Campsites auf dem Sunset Campground. Er kam dann gerade noch rechtzeitig zurück, um gemeinsam mit mir den schönen Sonnenuntergang zu bewundern. Wir standen oberhalb des Amphitheaters und schauten hinab auf die wunderbaren Felsnadeln, die im letzten Sonnenlicht tiefrot leuchteten. Die Schatten im Canyon wurden immer länger und schon bald war nur noch in der Ferne etwas Licht auf den höheren Bergen zu erkennen. Dann brach die Dämmerung herein, die Schatten verschwanden und das Licht wurde sanft. Der Erdschatten erhob sich über den Horizont und färbte den Himmel am Horizont zartrosa und darunter in einem tollen Blauton. Wir blieben noch ein wenig und erfreuten uns an der Einzigartigkeit der Landschaft, dann brachen wir auf und fuhren zu unserer Campsite. Sie lag zwar mitten an einer Kreuzung im Gewirr der kleinen Straßen des Campingplatzes, aber sie war groß und ruhig. Die Feuerstelle war zwar eine Zumutung, denn der Rost war so hoch, dass man eine 30 cm hohe Glut gebraucht hätte, aber Chris sammelte schnell ein paar größere Steine zusammen um unseren Rost tiefer zu setzen und dann konnten wir uns unsere T-Bones schmecken lassen. Auf dem Campingplatz gab es sogar einen kleinen Abspülraum mit heißem Wasser, was für ein Luxus! Nachdem wir gegessen hatten, saßen wir noch längere Zeit am Lagerfeuer und ließen den Tag ausklingen.

Übernachtung: Sunset Campground, Bryce Canyon Nationalpark, Utah

Samstag, 01.10.2016
09. Tag

Schon vor der Dämmerung brachen wir mit heißem Kaffee und Keksen zum Sunset Point auf. Während ich mich dort positionierte, ging Chris etwas weiter in Richtung Sunrise Point und stellte sich auf einen sehr exponierten Punkt, der von meiner Warte nicht ungefährlich aussah, denn er ging etwas weiter hinaus und bot freie Sicht auf die Hoodoos. Nach der Dämmerung kam die Sonne über den Horizont und beleuchtete die Steinformationen mit warmem Licht. Es war wie immer ein Schauspiel der besonderen Art. Neben mir sowie fast überall am Rim, stapelten sich die Menschen, um diesem Schauspiel beizuwohnen und es war fast schon eine Herausforderung, wenn man den Platz wechseln wollte.

Morgendämmerung am Bryce Canyon Nationalpark Sonnenaufgang am Bryce Canyon Nationalpark Die Hoodoos im ersten Licht, Bryce Canyon Nationalpark Ein Fotografentraum, der Bryce Canyon Nationalpark
Nachdem die Sonne etwas höher geklettert war, trafen wir uns wieder und beschlossen, den Navajo Loop Trail kombiniert mit dem Queens Garden Trail zu erkunden. Wir starteten am Sunset Point und gingen sanft bergab, vorbei an Thor‘s Hammer, einer eindrucksvollen Steinformation. Immer höher ragten die Felsnadeln auf und wir verschmolzen langsam mit der bizarren Landschaft. Unser Weg führte uns weiter zur sogenannten Wall Street, einem sehr engen Canyon mit steil aufragenden Wänden zu beiden Seiten. Ponderosa-Kiefern ragten weit in den Himmel hinauf und wir kamen uns unglaublich klein vor. Hier führt eigentlich ein Serpentinen-Weg zurück nach oben, aber wir wollten noch weiter laufen und gingen zurück, um weiter auf dem Queens Garden Trail zu wandern, der uns langsam aber sicher vorbei an den schönsten Felsformationen zum Sunrise Point führte. Die Wanderung war einfach nur toll und nach vielen Jahren wieder ein Hochgenuss. Die Sonne lachte vom Himmel, auch wenn ein kühler Wind wehte. Wir waren zum Glück zeitig unterwegs, so dass es erst zum Ende der Wanderung sehr voll wurde. Da waren wir schon fast wieder am Sunrise Point und von dort folgten wir dem Rim Trail zurück zu unserem Auto.
Hoodoos im Detail, Bryce Canyon Nationalpark Thor´s Hammer, Bryce Canyon Nationalpark Navajo Loop Trail, Bryce Canyon Nationalpark Mitten drin, Bryce Canyon Nationalpark noch sind wir fast alleine unterwegs, Bryce Canyon Nationalpark Navajo Loop, Bryce Canyon Nationalpark Kleiner Felsdurchbruch, Bryce Canyon Nationalpark Chris ist kaum zu bremsen Kleiner Felsdurchgang auf dem Weg des Queens Garden Trails, Bryce Canyon Nationalpark Tolle Felsformationen entlang des Trails, Bryce Canyon Nationalpark Weißer Hoodoo, Bryce Canyon Nationalpark Queens Garden Trail, Bryce Canyon Nationalpark Tolle Landschaften entlang des Queens Garden Trails, Bryce Canyon Nationalpark Die Steinpyramiden oder Hoodoos genannt prägen den Bryce Canyon Nationalpark Chris im Fotofieber, Bryce Canyon Nationalpark Ein Unwetter schiebt sich langsam über den Bryce Canyon Nationalpark

Die Mittagszeit verbrachten wir damit, eine heiße Dusche zu nehmen und unsere Wäsche zu waschen. Während die Waschmaschine lief, setzten wir uns in die Sonne und machten Mittag.
Am Nachmittag fuhren wir zum Inspiration Point, wo uns eine dunkle Wolkenwand erwartete und es auch noch zu regnen anfing. Daraufhin fuhren wir noch ein wenig umher und erkundeten den Bryce Point, der, entgegen der Angaben auf der Homepage, doch geöffnet war. Wir warteten hier die dicke Regenwolke ab und gingen dann zum Aussichtspunkt vor, wo sogar die Sonne wieder durch die Wolken kam und ein sehr schönes Licht die Hoodoos beleuchtete.

Zum Sonnenuntergang ließ Chris mich am Inspiration Point raus und ich wanderte ca. 20 Minuten den Rim Trail entlang bis zum Sunset Point. Immer wieder gab es hier fantastische Aussichten auf das Amphitheater mit seinen bizarren Felsnadeln und der Weg war einfach nur wunderschön. Kleine Kiefern standen mit ihren Wurzeln verkeilt in den Felsen und ragten in das Amphitheater hinab. Felsvorsprünge ließen einen noch schöneren Einblick in die Felsgebilde zu und das Licht war berauschend schön.
Chris verbrachte den Sonnenuntergang wieder am Sunset Point, wo ich später zu ihm stieß.
Der lange Tag und die vielen Kilometer forderten ihren Tribut, so dass wir unser Lagerfeuer diesmal schon vor dem Essen genossen und nach einem leckeren Steak gleich im Zelt verschwanden.

Übernachtung: Sunset Campground, Bryce Canyon Nationalpark, Utah

Sonntag, 02.10.2016
10. Tag
Auch an diesem Morgen starteten wir schon vor Sonnenaufgang. Chris brachte mich im Dunkeln wieder zum Inspiration Point, während er zurück zum Sunset Point fuhr. Anfangs stand ich alleine in der Dunkelheit und mir war etwas mulmig zumute, doch mit der Dämmerung kamen auch die ersten Leute und ich war nicht mehr alleine. Ich suchte mir eine schöne Sicht in das Amphitheater und wartete auf die Sonne. Kleine Wolken waren am Himmel, die anfangs rosa leuchteten. Als die Sonne hinter den Felsnadeln aufging, leuchteten sie gleich intensiv orange. Es war wunderschön. Auch der mittlerweile vertraute Weg zurück, war in der anderen Lichtstimmung klasse und ließ mich oft verweilen.

Später bauten wir unser Zelt ab, das noch immer nass vom Regen der Nacht war und trockneten es in der Sonne, während wir frühstückten.
Unsere Zeit im Bryce Canyon neigte sich ihrem Ende entgegen. Es war wieder wunderschön und das Wetter meinte es gut mit uns. Aber bevor wir uns auf den Weg Richtung Page machten, hielten wir noch am Fairyland Point. Dorthin führte eine etwa 1,5 km lange Stichstraße. Dieser Punkt liegt etwas abseits und ist nicht so beliebt, doch auch er ist wunderschön. Etwas weitläufiger blickt man wieder auf die Zinnen und Felsskulpturen des Bryce Canyons. Hier startet auch ein 10 km langer Weg durch die Felsnadeln des Bryce Canyons, aber dafür war leider an diesem Morgen keine Zeit. So wanderte ich nur etwas den Weg entlang, verzückt von der Schönheit dieses außergewöhnlichen Canyons.
Aber auch außerhalb des Bryce Canyon blieben uns die bizarren Felsformationen noch etwas erhalten. Wir stoppten an der Mossy Cave und wanderten den kurzen Weg bis zum Wasserfall. Leider hielten sich große dunkle Wolken am Himmel, aber ab und zu blitze mal die Sonne heraus und ließ die Landschaft in voller Schönheit erstrahlen.

Wir wollten unbedingt die Cottonwood Canyon Road fahren, die uns von Cannonville auf den Hwy 89 bringen sollte. Diese Straße ist ebenfalls ein landschaftlicher Leckerbissen, aber leider hatten die Regenfälle der letzten Zeit, die Straße unpassierbar gemacht. Selbst Alois und Lisa waren trotz Allrad umgekehrt und hatten uns vorgewarnt. Da es in den letzten Tagen hier nicht mehr geregnet hatte, fuhren wir voller Zuversicht nach Cannonville und fragten dort an der Rangerstation nach. An Chris Gesicht konnte ich schon erkennen, dass die Antwort nicht befriedigend war, denn er schaute etwas missmutig drein, als er aus dem Büro kam. Der Weg sei machbar, aber die Schlammlöcher in der Straße zum Teil metertief. Da wir keinen Allradwagen hatten, sahen wir kurzerhand von unserem Vorhaben ab und wendeten das Auto. Das war eine weise Entscheidung, denn später erfuhren wir, dass dort etliche Touristen ihre Allradfahrzeuge im Schlamm versenkt hatten und nur mit teurer Hilfe wieder heraus kamen.
Wir fuhren auf der Straße wieder zurück und konnten noch einmal einen letzten Blick auf den Bryce Canyon werfen, denn wir mussten an ihm vorbei zurück durch den Red Canyon fahren, um direkt auf den Highway 89 zu gelangen. Über Glendale fuhren wir nach Kanab und weiter auf dem Hwy 89 nach Big Water. Anfangs überlegten wir, uns das Cedar Breaks National Monument anschauen, aber die dichten Wolken hielten uns davon ab. Auch hätten wir dort zu dieser Jahreszeit nicht übernachten können und so ließen wir es sein und fuhren in Richtung Alstrom Point, wo wir die Nacht verbringen wollten.
Doch wieder kam es anders, als wir wollten. Die Straße war anfangs prima zu fahren. Hübsche Tafelberge mit großen Felsbrocken bestimmten das Landschaftsbild, auch eine kleine Flussdurchquerung hielt uns nicht auf. Festgefahrene Matschspuren zeugten vom heftigen Regen der letzten Zeit, aber sie waren mittlerweile getrocknet und machten keinen Ärger. So kamen wir dem Alstrom Plateau immer näher. Als ein Schild uns anzeigte, dass es nur noch 5 min seien, dachten wir, dass wir es schon fast geschafft hätten. Doch der Weg wurde härter und schwieriger. Die erste Herausforderung war eine extrem ausgefahrene steile, steinige und sehr enge Piste, die wir mit ein paar Anläufen und etwas Straßenarbeit meisterten, dann kamen wir ein kurzes Stück sehr gut voran, bis der Weg über sehr unebene Felsen führte. Da hätten wir mehr Bodenfreiheit gebraucht, die wir leider nicht hatten und unser Auto setzte fies auf den Felsen auf. Da wir auf keinen Fall festsitzen bzw. unser Auto schrotten wollten, denn weit und breit war keine Hilfe zu erwarten, wendeten wir schweren Herzens und fuhren zurück. An einer weniger heftigen Stelle hielt Chris an und schaute, ob wir einen Schaden am Auto hatten, da sahen wir ein weiteres Auto, das uns schon eine Weile folgte. Als der Fahrer uns am Auto stehen sah, wendete er sofort, ohne uns wenigstens Hilfe angeboten zu haben und verschwand in einer Staubwolke. Wir waren fassungslos über solche fehlende Hilfsbereitschaft.
Zum Glück war nur die Frontschürze aus der Verankerung gerissen, die Chris mit Kabelbindern reparierte und wir konnten unsere Fahrt fortsetzen. Bis zum schönen Aussichtspunkt wäre es überhaupt nicht mehr weit gewesen, aber Chris hatte keine Lust mehr zu Fuß zu gehen, außerdem mussten wir uns nun einen neuen Übernachtungsplatz suchen und so fuhren wir bei schönstem Sonnenschein zurück, aber wenigstens warfen wir vorher noch einen Blick auf die rot-weiße Felslandschaft und den tiefblauen Lake Powell.

Schade, aber es sollte einfach nicht sein. Im warmen Abendlicht verließen wir das Glen Canyon Gebiet und fuhren zur House Rock Valley Road. Auch diese Straße kann eine wahre Herausforderung sein und ist bei Regen unpassierbar. Aber zum Glück war auch sie trocken und nur tiefe Fahrspuren und einige wenige Matschpfützen zeugten von heftigen Unwettern. Auf dem Stateline Campground hatten wir Glück, denn es waren noch drei Sites frei und wir konnten uns einen schönen Platz aussuchen. Etwas entgeistert stellten wir außerdem fest, dass hier zwei kleine PKWs standen. Wie auch immer sie hierhergekommen waren….
Anfangs trockneten wir noch unser Zelt, denn es war immer noch feucht vom Regen im Bryce, es war etwas windig und sehr mild und so trocknete die Plane schnell. Bald schon brutzelten knusprige Steaks auf dem Feuer und wir ließen es uns schmecken.

Übernachtung: Stateline Campground, Utah, Arizona, kostenlos
Montag, 03.10.2016
11. Tag
Mit Sonnenaufgang starteten wir am Wire Pass. Hier wird pro Person 6 US$ verlangt und auch ein Hund kostet 6 US$. Wir zahlten und begannen unsere Wanderung gegenüber dem Parkplatz im Wash. Warmes Licht beschien die Felsen, während wir durch das Flussbett liefen, dass wir kurz darauf wieder verließen. Über bizarre rote Felsen ging unser Weg, doch wo war die Sonne hin verschwunden? Versprach es anfangs, ein schöner milder Tag zu werden, sah es jetzt eher nach einem wolkenverhangenen Tag aus, denn die Wolkenfront, die sich vor die Sonne gesetzt hatte, schien nicht enden zu wollen. Hinzu kam ein frischer Wind, so dass ich sehr froh war, meine Kuscheljacke angezogen zu haben, während Chris im T-Shirt herumlief. Zum Glück wurde uns durch die Bewegung warm und nach einigen Klettereinlagen war unser Ziel, die North Teepees, für die man glücklicher Weise noch kein Permit braucht, in Sichtweite. Trotzdem zog sich der Weg noch ganz schön dahin und immer, wenn man dachte, jetzt ist man gleich da, kam wieder ein Hindernis in Form eines Canyons oder einer Felsformation, die man umgehen musste.

Die Felsen und auch der Weg waren irre schön, wenn nur das Wetter etwas besser gewesen wäre. Aber auch so hatten wir unseren Spaß und erreichten unser Ziel nach ca. 2 Stunden. Waren die Teepees schon aus weiter Entfernung eine Augenweide, so waren sie aus der Nähe einfach nur umwerfend schön. Die Gesteinsschichten leuchteten in den unterschiedlichsten Weiß- bis Rottönen und sie sahen wirklich wie versteinerte Indianerzelte aus. Außerdem waren sie viel größer, als man von weitem annahm und boten den perfekten Abenteuerspielplatz, denn das Gestein war griffig und nicht so filigran, so dass man sich fast überall ohne Probleme bewegen konnte, ohne etwas zu zerstören. Wir kletterten in den Felsen herum, hatten die schönsten Aussichten und ab und zu kam sogar die Sonne heraus und ließ die Farben noch schöner leuchten. Dafür wurde der Wind immer kälter und sobald wir uns irgendwo niederließen, pfiff er um die Ecke, egal wo wir es versuchten. Immer wieder fanden wir Wave ähnliche Steinstrukturen und neue faszinierende Farben.
Auch auf der anderen Seite fanden wir tolle Einschnitte. Ein Mini Slot Canyon brachte uns weiter in die Teepees hinein. Hier wollten wir uns eigentlich einen windgeschützten Platz zum Essen suchen, aber egal, wo wir es versuchten, der Wind pfiff von allen Seiten. So fiel unser Mittag etwas kürzer als geplant aus und danach machten wir uns leicht fröstelnd auf den Rückweg. Diesmal nahmen wir den direkten GPS-Weg und kamen sehr gut vorwärts. Auch kurz vor dem Wash waren die Felsen wundervoll und luden zum Erforschen ein. Als wir wieder im Flussbett waren, wurde es sogar richtig warm, denn hier war es endlich einmal windgeschützt. Dafür trafen wir hier wieder auf mehr Menschen.

Über die ausgefahrene House Rock Valley Road fuhren wir zurück auf den Hwy 89, der uns bis zur Paria Contact Station brachte. Die ließen wir aber rechts liegen und bogen auf die White House Trailhead Road ein. Doch gleich zu Beginn war ein Schild, auf dem stand, dass die Zufahrt zur Campsite auf Grund von Straßenschäden durch den Paria River gesperrt war und die Campsite nur zu Fuß erreichbar sei. Tja, eigentlich hätten wir dort die Nacht verbringen wollen, aber zum Glück hatten wir ja noch Plan B.
Jetzt wollten wir jedoch nur bis zur Nautilus, einem wunderschönen weißen Mini Slot Canyon, der sich inmitten eines Seitencanyons des Paria Canyons befindet, nahe der Vermilion Cliffs National Monument.
Wir fuhren mit unserem Auto bis zu dem breiten Wash vor und sahen bis dahin nichts von Straßenschäden. Doch nach dem Wash war ein Teil der Straße weggeschwemmt worden, was wohl zu der Sperrung geführt hatte. Wir sahen eigentlich keinen Grund, warum man nicht bis zur Campsite hätte fahren können, aber wir parkten brav direkt oberhalb des ausgetrockneten Flusslaufes rechts am Straßenrand und machten uns auf den Weg.
Ein Weg führt mitten im Wash entlang, der kann aber recht sandig sein. Da wir jedoch eh gerade die Felsen auf der linken Seite erkundet hatten, wanderten wir dort auch weiter entlang, dabei schauten wir, dass wir nicht zu hoch hinaus kamen, denn der Nautilus Felsen lag auf der anderen Canyon Seite. Es machte uns unheimlich Spaß, auf den Felsen herumzukraxseln und viel zu schnell kam der Nautilus Felsen in Sicht, der hellgrau aus den hauptsächlich roten Steinen der Umgebung herausragte. Wir kletterten wieder in den ausgetrockneten Flusslauf hinab und umrundeten dann den Felsen, um so zu dem Eingang oberhalb des Felsens zu kommen. Auch hier wehte ein stürmischer Wind, der sich besonders gut in dem kleinen Slot Canyon fing und uns den roten feinen Sand wie Schleifpapier um die Ohren fegte. Jetzt wussten wir auch, warum der Felsen hier so wunderbar glatt war. Nur ein paar gelbe und zart rosa Streifen durchbrachen das fast weiße Gestein. Ein toller Ort, man fühlte sich wirklich ein wenig wie in einer Nautilus. Als eine amerikanische Familie kam und den Slot Canyon erkundete, begaben wir uns wieder auf den Rückweg, diesmal direkt durch den Wash, der jedoch, dank der heftigen Regenfälle der letzten Zeit angenehm zu gehen war.

Unser Ziel für den Abend war der Horseshoe Bend, eine hufeisenförmige Flussschleife des Colorado River, die nahe der Stadt Page zu bewundern ist. Doch vorab machten wir noch einen Stopp am Glen Canyon Damm am Lake Powell. Wir parkten unser Auto direkt auf dem geräumigen Parkplatz des Carl T. Hayden Visitor Center und schlenderten zur Mauer. Doch hier waren wir nicht allein, denn hier wurden ganze Busladungen an Chinesen und andere Touristen ausgespuckt, die sich in allen möglichen Posen vor der Staumauer abbildeten. Wir machten ein paar Bilder und stellten fest, dass der Wasserstand sehr niedrig war. Danach gingen wir kurz in das Center, dass wir aber postwendend wieder verließen, denn hier war es so voll, dass man glauben konnte, es gäbe es etwas umsonst. Wir hatten genug gesehen und verließen schnell diese Massenveranstaltung. 
Den nächsten Schock bekamen wir, als wir uns dem Parkplatz des Horseshoe Bend näherten, denn er quoll nahezu über. Selbst auf der Straße standen Autos, die auf dem Parkplatz keinen Platz mehr gefunden hatten. Was war denn hier los?! Doch Chris ließ sich nicht schrecken und fuhr auf den Parkplatz, wo wir sogar in erster Reihe einen Stellplatz bekamen. Hunderte von Menschen wanderten zur Flussschleife, doch zum Glück kamen auch fast genauso viele wieder zurück.
Schilder wiesen darauf hin, dass man genug Wasser mitnehmen und sich gegen die Sonne schützen sollte. Nun ja, an diesem Tag war es kühl und bewölkt, so dass beides unsere geringste Sorge war. Den ca. 1 km langen Weg bis zur Flussschleife vor gingen wir Zickzack, denn immer wieder mussten wir an schlendernden und posenden Touristen vorbei.
Doch wie immer besänftigte uns der Anblick der faszinierenden Flussschleife und schnell waren die Menschenmassen vergessen. Das Wettert war einfach perfekt, denn wir hatten nicht mit den Schatten zu kämpfen, aber auch hier war der Wind heftig und sehr kalt.
Da bis zum Sonnenuntergang noch Zeit war, beschlossen wir, etwas die Umgebung zu erkunden, um noch einmal einen anderen Einblick in den Canyon zu bekommen. So erklommen wir rechts vom Bend die Felsen, wo wir fast alleine waren und die Landschaft für uns genießen konnten. Als Chris etwas weiter hinab stieg und dort weit unter mir alleine in die Tiefe schaute, wurde mir wieder einmal so richtig bewusst, wie klein und unbedeutend wir doch sind, denn er war gerade noch zu erkennen.
Je länger wie blieben, desto mehr Menschen wurden auf uns aufmerksam und als wir beschlossen, zur „perfekten“ Aussicht auf die Flussschleife zurückzugehen, wurde es allmählich voll auf „unserem“ Felsen. Aber auch an der Abbruchkante hatten sich neben unzähligen Touristen auch etliche Fotografen eingefunden und die besten Plätze belagert. Aber für Chris fand sich noch ein Platz und wir hofften, auf einen schönen Sonnenuntergang im Gegenlicht. Doch leider hatten wir mal wieder die Rechnung ohne den Wind gemacht. Nicht nur, dass er uns feinsten Sand um die Ohren fegte und unsere Optiken knirschen ließ, er vertrieb auch die Wolken. Kam anfangs nur diffuses Licht durch die Wolkenwand, so waren zum Sonnenuntergang nur noch links ein paar Wolken übrig. Während Chris begeistert Bilder machte, beobachtete ich die Massen und hatte meinen Spaß. Besonders als sich ganze Gruppen posend vor der Abbruchkante positionierten. Aber wir sahen auch ein paar haarsträubende Dinge. So kletterte eine junge Asiatin auf fast schon abgebrochene Felsen, die über die Abbruchkante hinausragten und  ließ sich von ihrem Liebsten ablichten. Aber auch andere Touristen kletterten viel zu weit auf die Felsen hinaus. Wir fragten uns immer wieder, ob die Bilder diesen Preis wert waren, denn gerade am Horseshoe Bend stürzten immer wieder Menschen in den Tod. Zum Glück passierte nichts und die meisten hielten sich weit genug von der Kante entfernt.
Pünktlich zum Sonnenuntergang hatte der Wind die Wolken soweit vertrieben, dass die Sonne hervorkam und als glänzender Diamant am Horizont verschwand. Ärgerlicherweise färbten sich die wenigen Wolken wunderschön rot – jedoch leider am linken Rand der Felsen und fast unerreichbar. Chris machte noch ein Pano, so dass wir sie auf ein Bild bannen konnten. Dann gingen wir völlig durchgefroren zum Auto zurück.

In einem Supermarkt in Page besorgten wir uns leckere heiße Sandwiches, die wir genüsslich bei voll aufgedrehter Heizung verspeisten, während wir den Highway 89 entlang brausten.
Die Nacht verbrachten wir auf dem Campingplatz der Paria Canyon Guest Ranch, die wir noch von 2009 kannten und die direkt am Highway liegt. Da wir am nächsten Morgen sehr früh starten wollten, verzichteten wir darauf, unser Zelt aufzubauen und schliefen im Auto, denn ein weiteres Highlight unserer Reise, die Wanderung zu den White Domes, lag vor uns.

Übernachtung: Paria Canyon Guest Ranch, Utah

Dienstag, 04.10.2016
12. Tag

Um ca. 5.00 Uhr brachen wir an diesem Morgen auf und kamen nach zweistündiger Fahrt im Dunkeln gerade rechtzeitig zum Sonnenaufgang in der kleinen Ortschaft Hildale an. Über die Water Canyon Road gelangten wir nach ca. 1 Meile zu unserem Parkplatz und dem Trailhead ‚Squirrel Creek‘.
Wir parkten unser Auto, das nun etwas einsam auf dem Parkplatz stand und machten uns auf den Weg. Gleich zu Anfang mussten wir einen sehr sandigen Abstieg hinunter durch einen großen Wash, der zum Glück nur minimal Wasser führte, aber mächtige entwurzelte Bäume und Treibgut zeugten von dem reißenden Fluss, der er sein konnte. Gleich auf der anderen Seite führte uns wieder ein sandiger Weg steil nach oben, wo wir einem Pfad folgten, der uns zum nächsten Wash, dem Short Creek, brachte. Auch diesen kleineren Flusslauf querten wir und gelangten auf einen Weg, dem wir ca. 3 km bis zur Mündung des Squirrel Creeks folgten. Fast den ganzen sandigen Weg sahen wir immer wieder eine Coyoten- oder Hundespur, die uns wie Brotkrumen bis zum Creek führte. Wir querten ihn wieder und folgten dem Pfad, der uns leicht bergauf  in den Canyon hinein führte.
Der Weg wurde immer anspruchsvoller und wir kletterten über Steine steil den Canyon hinauf. Hier war wohl in der letzten Regenzeit die Felswand etwas eingebrochen. Rechts die Felswand und links der Canyon, der langsam immer tiefer unter uns lag. Doch der Weg war breit genug und es machte uns unheimlich Spaß, den Hang zu erklimmen.
Stetig ging es weiter bergauf, aber jetzt bei weitem nicht mehr so steil. Die Landschaft wurde langsam aber sicher immer atemberaubender und wir kamen endlich aus dem Schatten des Canyons heraus. In vielfarbigen Felsen mit rot-weißen Streifen standen vereinzelt Kiefern. Kleine Hoodoos waren überall verstreut und ließen uns staunen, bis wir plötzlich eine Hochebene erreichten. Hier hatte man Aussicht bis in die nächsten Täler. Die Felsen waren rot-weiß gestreift und die Hoodoos wurden immer größer. Selbst diese Hochebene war so schön, dass wir gerne mehr Zeit gehabt hätten, sie zu erkunden, aber unser Ziel, die White Domes, hatten wir noch nicht erreicht, also setzten wir unseren Weg durch die einzigartige Landschaft dieser traumhaft schönen Gegend fort.

Zwischenzeitig kämpften wir uns durch tiefen, fast weißen Sand, stetig ging es weiter bergauf, bis wir nach einer letzten Kuppe und einer ca. 8 km langen Wanderung auf die White Domes blickten. War die Landschaft bisher schon toll, raubten uns diese fast weißen Sandsteinkegel inmitten der roten Felsen fast den Atem. Wir erkundeten die Felsformationen und kletterten auf einen hinauf. Dort oben thronte eine Miniarch und etwas tiefere Einschnitte boten Schutz vor dem kühlen Wind. Hier ließen wir unsere Rucksäcke und erkundeten dieses bizarre Gebiet. Feine Rinnen im Stein und immer wieder etwas gelb zwischen den weißen Felsen, die auf den roten Sandstein sitzen. Einige Domes hatten auch rote Streifen. Wellenstrukturen, wie in der Wave, ließen unsere Herzen höher schlagen. Hier wären wir gerne eine Nacht geblieben, aber dafür waren wir nicht ausgerüstet, so dass wir uns mit ein paar Stunden zufrieden geben mussten. Außerdem lag noch der Rückweg vor uns und der sollte uns über ebenfalls unbekanntes Gelände und den Water Canyon zurück zum Parkplatz führen. So genossen wir die Zeit hier oben, aber wir bemerkten auch beginnende Müdigkeit, denn die Wanderung war ziemlich anspruchsvoll, wenn auch jeden Tropfen Schweiß wert. Unsere Kräfte vitalisierten sich mit der Zeit, wozu auch eine gute Brotzeit beitrug. Wir blieben solange wir konnten, doch irgendwann mussten wir uns wieder auf den Weg machen. Diesmal wanderten wir in südliche Richtung über rote weite Felsen querfeldein in Richtung Water Canyon. Auch hier war die Landschaft wunderschön. Wieder begleiteten uns Hoodoos und andere Felsgebilde wie Beeheeves in rot-gelb.

Über die glatten Felsen gelangen wir in den Wash und folgten seinem Verlauf. Wassergefüllte Gumpen und tolle wassergeformte Felsen begleiten uns. Doch wir hatten Schwierigkeiten, den richtigen Weg auf den glatten Felsen zu finden und verliefen uns immer wieder. Dadurch wurde der Rückweg noch länger. Ab und zu lagen wir richtig, aber manchmal mussten wir auch zurück und es wurde sehr anstrengend. Doch zum Glück fanden wir irgendwann den Trail, der uns in die rechte Wand des Water Canyons leitete. In Serpentinen führte uns ein schmaler Pfad stetig nach unten. Er war nicht so schlimm, wie ich ihn mir vorgestellt hatte und wir kamen gut voran. Einzig ein Stück glatter Felsen musste mit etwas Hilfe und Geschick überwunden werden, dann waren wir unten – dachten wir. Wir freuten uns wie wild, denn der Boden des Canyons lag vor uns. Wir hörten und sahen ebenfalls ein paar Kletterer, die in der glatten Canyonwand hingen. All das bestärkte uns, dass wir auf dem richtigen Weg waren und es bald geschafft hatten. Jedenfalls führte uns der Weg bis in den Canyon hinein, wo wir fasziniert eine subwayähnliche Röhre mit kleinen Kaskaden darin bewunderten. Ihr folgten wir den Canyon weiter bergab, denn nirgends schien unser Weg weiter zu gehen. Wir schlussfolgerten, dass es jetzt mitten durch die Schlucht gehen muss. Doch zu unserem Entsetzen merkten wir, dass es weiter bergab ging und die Felsen wurden immer größer und heftiger. Fanden wir anfangs noch Möglichkeiten über die Felsen zu klettern oder unter ihnen durch zu schlüpfen, hatte auch das irgendwann ein Ende. Trotzdem trafen wir immer wieder auf Fußspuren, die uns suggerierten auf dem richtigen Weg zu sein. Doch irgendwann war kein Vorwärtskommen mehr möglich, auch wenn Chris steif und fest behauptete, dass wir laut GPS genau richtig wären. Tiefe wassergefüllte Gumpen und meterhohe unpassierbare Felsen ließen uns innehalten.

Chris suchte nach einem Weg und ich überlegte derweil und stellte fest, dass wir die Böschung hoch müssen, denn dort sei sicherlich ein Weg. Nachdem auch Chris einsehen musste, dass kein Weiterkommen mehr möglich war, gab er nach und wir kletterten die sandig steinige und wild verwachsene Böschung hinauf. Dabei mussten wir aufpassen nicht in die kleinen Kakteen zu fassen, die hier überall wuchsen. Aber alles ging gut und nach etwas Suchen und Klettern sahen wir den Weg vor uns. Gigantische Steine fielen uns vom Herzen und hinab in den Canyon, wo sie den Weg versperrten, denn jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen und dieser Weg würde uns aus dem Canyon führen. Leicht beschwingt vom Adrenalin setzten wir unseren Weg fort. Chris drehte sich zu mir um und sagte etwas, und wollte dann wieder weitergehen, als er über einen großen Felsen stolperte und mit einem lauten Krachen und Schrei zu Boden ging. Entgegen seiner Art stand er nicht auf, sondern saß völlig verdreht auf dem Boden und stöhnte. Sofort wurde mir klar, dass da etwas Schlimmeres passiert war. Ich eilte leicht panisch zu ihm und fragte was los sei. Mit beiden Händen hielt er sein Knie. Bei dem Aufprall auf den steinigen Boden hatte es so gekracht, dass er dachte, sein Knie sei gebrochen und der Knochen schaute heraus. Zum Glück war dem nicht so und nur eine kleine Schürfwunde war zu sehen. Das motivierte ihn und mit meiner Hilfe richtete er sich auf und machte einen zaghaften Schritt, um gleich darauf wie ein gefällter Baum wieder umzufallen – mitten in einen Kaktus hinein. Wieder saß er am Boden, fassungslos was da mit ihm los war. Vorsichtig entfernte ich ein paar lose Kaktusstacheln und schaute ihn genauer an und entdeckte überall Kaktusstacheln. Jetzt stellten wir erst einmal den schweren Fotorucksack zur Seite, dann sah ich mir die Kamera genauer an und stellte fest, dass die Sonnenblende gebrochen war. Auch das GPS war völlig verkratzt, aber zum Glück noch heile. Später stellten wir noch fest, dass seine Sonnenbrille völlig demoliert war und ein Glas fehlte. Doch das war unser geringstes Problem. Mitten im Nichts saß Chris auf dem sandigen Boden eines schmalen Pfades, von dem wir nicht wussten, wie er weiter ging und wie weit es noch bis zum Auto war. Weit und breit war kein Mensch und der Tag neigte sich langsam seinen Ende zu. Natürlich versuchte Chris, sich wieder aufzurichten, während ich ihn einigermaßen festhielt und diesmal ging es besser. Sein Knie war zwar instabil, aber er fand Halt. So setzte ich mir die Fototasche auf den Bauch und versuchte nebenbei noch Chris zu stützen, was nicht allzu gut klappte. Doch irgendwie ging es und wir kamen langsam voran. Zur Herausforderung wurden jetzt schon kleine Unebenheiten im Boden und er sackte immer wieder zusammen, aber er kam auch immer wieder auf die Füße. Kurz vor dem Canyonausgang begegnete uns sogar noch ein Mann, der aber ohne ein Wort an uns vorbei in den Canyon hinein rannte.  Aber wer hinein lief, der musste auch wieder hinaus und so hatten wir zumindest die Chance auf Hilfe, falls wir sie brauchen würden. Nach einer letzten kleinen Bachpassage hatten wir es geschafft und waren aus dem Canyon heraus.
Zurück auf der Zufahrtsstraße bereuten wir, dass unser Auto am Squirrel Creek Parkplatz stand und nicht hier am hinteren Water Canyon Parkplatz. Aber wer hätte diesen Ausgang der Wanderung schon ahnen können. Also setzten wir unseren Weg Schritt für Schritt zum Auto fort, das zum Glück weniger weit weg war, als wir gedacht hatten. Am Auto verschnauften wir kurz und ich klopfte Chris den Sand etwas ab.
Wir waren uns einig, dass er ins Krankenhaus musste, denn sein Knie war einfach zu instabil. Dank unseres Telefons und des Datenvolumens konnten wir surfen und fanden in St George das Dixie Regional Medical Center. Unterwegs rief Chris noch den ADAC an, denn wir hatten vor dem Urlaub eine Krankenversicherung fürs Ausland und gegebenenfalls einen Heimtransport abgeschlossen. Er schilderte der Dame sein Problem und sollte sich nur im Falle einer OP oder größeren Eingriffen erneut melden. Alles andere könne er von Daheim aus regeln.
Ca. 25 min später kamen wir in St George am Dixie Krankenhaus an. Chris schleppte sich unter Schmerzen ins Gebäude und erklärte sein Anliegen. Wieder hatten wir Pech, denn es war leider das falsche Dixie Center. Warum musste es ausgerechnet zwei gleichnamige Center in dieser Stadt geben? Aber klar, dieses hier war nur das Krankenhaus. Also humpelte Chris zurück zum Auto und wieder ging es einmal quer durch die Stadt, bis wir fast wieder auf dem Highway waren, von dem wir gekommen sind. Dort fanden wir dann die Notaufnahme. Wieder humpelte Chris hinein und eine freundliche Rezeptionistin gab uns ein Formular, das wir ausfüllten. Kurz darauf wurden wir schon in den Erstbehandlungsraum gebracht. Chris Hoffnungen auf das typisch amerikanische Klischee einer Notaufnahme mit blutenden Kopfwunden, Messern- und Schussverletzungen und ähnlichem wurde nicht erfüllt. Es war schlicht nichts los an diesem Abend.
Sofort kam jemand und es wurde eine Erstanamnese erstellt, Blutdruck gemessen und Fragen wie: „Wo tut es weh und was ist passiert“ gestellt. Als Chris den Vorgang schilderte schmunzelten alle und fragten: „Zion Nationalpark“…. Okay, sowas kam hier wohl öfters vor. Also fühlten wir uns gleich viel besser, denn da sollten ja wohl alle wissen, was sie taten. Natürlich waren wir auch die Attraktion, denn so viele Deutsche verirrten sich wohl nicht in die Notaufnahme.
Danach ging es in ein Behandlungszimmer bzw. eine abgetrennte Nische mit Vorhang. Hier warteten wir etwas, bis die Ärztin kam. Vorher mussten wir wieder Formulare wegen der Bezahlung ausfüllen. Ab und zu schaute jemand vorbei und fragt etwas, die meisten betrachteten Chris Fuß mit einem wissenden Lächeln und fragten wieder: „Zion“ Mit der Antwort: „Water Canyon“ konnten nur sehr wenige etwas anfangen und so erklärten wir den Amerikanern, wo eine der schönsten Wanderungen vor ihrer Haustür sei.
Die Ärztin war ebenfalls cool. Sie kam herein und sagte: „Guten Abend“. Viel mehr Deutsch könne sie aber nicht mehr, aber sie hatte einige Zeit in Deutschland verbracht und dort bei einem Arzt gearbeitet. Sie ließ Chris röntgen, aber meinte gleich, dass nichts gebrochen sei.
Als wir nach dem Röntgen wieder auf die Ärztin warteten, dachte ich an die Kakteen, in die Chris gefallen war und zupfte ein paar Stacheln von seiner Hose. Mist, die waren durchgegangen. Also ordnete ich an, dass er die Hose runter lässt, um mir den Schaden anzuschauen. Am Oberschenkel kurz vor dem Allerwertesten steckten einige besonders dicke Exemplare tief in seiner Haut.
Da ging der Vorhang auf und eine Schwester kam hinein. Erschrocken schaute sie uns an. Chris der vor mir stand mit runtergelassener Hose und ich bequem auf einem Stuhl vor ihm. Sie hauchte  ein leises „Sorry“ und wollte den Vorhang wieder schließen. „Stopp“, riefen wir sie zurück und zeigten ihr die Stacheln, die tief in seinem Fleisch steckten. Daraufhin kam Danny zu uns, den wir den Kaktuskiller tauften, denn er zupfte unermüdlich an Chris Bein herum, bewaffnet mit einer Zeiss- Pinzette und Desinfektionsmittel. Ein paar besonders tiefe Stacheln musste jedoch die Ärztin mit dem Skalpell entfernen.
Jedenfalls war Chris Knie nicht gebrochen und er bekam eine schicke schwarze Schiene angepasst und dazu tolle Krücken. Die Ärztin meinte, dass die Bänder etwas abbekommen haben, aber mit viel Glück seien sie nur überdehnt. Chris solle erstmal zwei Wochen die Schiene tragen und wenn er dann schmerzfrei ist, war es nur eine Bänderdehnung und er könne die Schiene weglassen.
So verließen wir das Krankenhaus und Chris Ängste lösten sich auf wie Luftschlösser. Er sagte mir, als er gestürzt sei, waren seine ersten Gedanken: Mist, unser schönes Hotel in Las Vegas und Mist, ich wollte doch unbedingt mit dem A380 von Houston aus heimfliegen!“ Tja, meine Gedanken waren etwas anders, aber der Gedanke, dass wir heimfliegen müssen, war mir auch gekommen. So sah es nun nicht mehr aus und Chris war frohen Mutes und fragte mich allen Ernstes um ca. 22.00 Uhr nachts, wo denn der nächste Campingplatz sei. Mir fiel der Kiefer runter… Der Mann hatte echt Nerven…. Ich konnte ihn überreden, dass das keine gute Idee sei und wir uns hier und jetzt ein Motel suchen.
Wir entschieden uns für das Ramada Motel, denn es lag in der Nähe und nach einer kleinen Verhandlungsrunde war der Preis okay. So schleppten wir mittels Gepäckwagen unser Zeug in das Zimmer, das leider im 1. Stock lag. Hier merkten wir erst, wie erleichtert und vor allem wie hungrig wir waren. Zum Glück war unsere Kühltasche gut bestückt und so zauberte ich auf den Betten ein kleines Abendessen.

Trotzdem mussten wir unsere Reise ein wenig umstellen, denn große Wanderungen fielen nun flach und auch das Gelände sollte vorerst für Krücken und Schiene geeignet sein. Schweren Herzens strichen wir die Wanderung zu den Yant Flats und auch noch ein paar geplante Ausflüge in das Lake Mead Gebiet und beschlossen, stattdessen schon früher in das Valley of Fire zu fahren und dort die nächsten Tage zu verbringen. Mit diesem neuen Plan konnten die nächsten Tage kommen und etwas beruhigter gingen wir zu Bett.

Übernachtung: Ramada Hotel, St. George, Utah
Mittwoch, 05.10.2016
13. Tag

Als wir am nächsten Morgen zum Frühstück gingen, stellten wir mal wieder fest, wie gut es uns doch mit unserer Selbstversorgung geht, denn das Frühstück war katastrophal. Das Geschirr aus Plastik und zum Wegwerfen und auch das Essen stand dem in nichts nach. Instanteier, labbriger Toast, Joghurt mit 0 % Fettanteil, ungenießbare Marmelade und ein Kaffee, der einem das Fürchten lehrte. Halbherzig stocherten wir in dem Zeug herum, da fragte ein deutsches Paar, ob sie sich zu uns setzen dürfen, denn der Speisesaal war klein und voll. Dabei musterte der Mann Chris Krücken und seinen Fuß und fragt: “Kreuzband?!“ Er war Orthopäde aus Berlin und bot Chris an, sich seinen Fuß anzuschauen. Das war mal wieder unglaublich. Wir gingen zu einem Sofa in der Lobby und er machte ein paar Tests mit dem Knie und meinte: „Innenband ist durch und das Kreuzband vermutlich auch.“ Das hatten wir eigentlich nicht hören wollen. Aber 100% sicher war er sich auch nicht, wahrscheinlich weil er unsere entsetzten Gesichter gesehen hatte, denn im Nachhinein erwies sich seine Diagnose als absolut richtig und wieder einmal stand Chris eine Kreuzband-OP bevor. Jedenfalls meinte er, wenn das Knie nicht anschwillt, kann er den Urlaub fortsetzen. Das Knie war auch an diesem Morgen nicht dick und die Schmerzen hielten sich in Grenzen. Dank der Schiene war der Fuß auch stabil und das bestärkte uns, die Reise nicht abzubrechen.
So packten wir unsere Sachen zusammen und starteten an diesem Morgen in das Valley of Fire, auch ein alter Bekannter von 2009.
Doch vorher stockten wir noch im Walmart unsere Vorräte auf und Chris konnte endlich einmal mit einem dieser fetzigen elektrischen Einkaufswagen durch den Supermarkt fahren. Was für ihn ein Riesenspaß war, war für mich ein Riesenstress, denn immer, wenn ich ihn was fragen wollte, musste ich auf der Suche nach ihm und seinem Brumbrum fast den gesamten Supermarkt durchstöbern. Also kilometerweit mit wehenden Haaren und gehetztem Gesichtsausdruck quer durch den Markt, aber Hauptsache mein Freund hatte Spaß!!! Letztendlich fanden wir uns an der Apotheke wieder, wo er seine Medikamente abholte und spätestens da gönnte ich ihm den Spaß, denn sein Fuß war alles andere als gesund.
Langsam aber sicher kamen wir dem Valley of Fire immer näher. Der Park ist der älteste und größte State Park Nevadas und ein absoluter Traum für Fans toller Steinformationen. Er fasziniert uns immer wieder aufs Neue, denn hier kann man nicht nur einmalig schöne Steingebilde entdecken, sondern auch Tiere wie z.B. Dickhornschafe, außerdem ist er meist herrlich warm. So auch an diesem Tag. Mittags kamen wir am Osteingang an und holten uns am Automaten unser Eintrittsticket. Weiter ging es zu unserem Lieblingscampingplatz, dem Arch Rock. Dort schauten wir nach einer freien Campsite und hatten Glück, denn so früh am Tag hatten wir noch freie Auswahl. Wir entschieden uns für die Nummer 20, direkt neben der 19 - unserer Lieblingscampsite von 2009, die leider schon belegt war. Wir schauten uns noch etwas um und auf einmal packten unsere Nachbarn zusammen und zogen um. Wir konnten unser Glück kaum fassen und siedelten schnell auf die 19 über. Jetzt waren wir genau richtig! Schnell stand unser Zelt und wir machten es uns gemütlich, lasen etwas in unseren Büchern, tranken Kaffee.

Schon war es Nachmittag und wir fuhren durch die wunderbare Landschaft bis zum Parkplatz 3 für die Fire Wave. Hier war schon einiges los. Wir schnappten unsere Kameras und machten uns auf den Weg, der gut markiert in die rote Steinwelt hineinführte. Chris kam mit seinen Krücken und der Schiene recht gut zurecht, aber nur mühsam voran. Am liebsten hätte er all die lästigen Dinge im Auto gelassen. Sein Knie war mittlerweile erstaunlich stabil und immer noch nicht angeschwollen. Das ließ uns hoffen!
Wir genossen den Spaziergang bis zur Fire Wave, die uns auf Bildern viel größer vorgekommen war. In Wirklichkeit ist sie relativ klein und übersichtlich, was ihrer Schönheit jedoch keinen Abbruch tat. Sie sieht aus wie aus einer Softeismaschine. Rote Streifen wechselten sich mit hellen fast beigen Streifen ab und lassen den Blick über eine Vertiefung den Felsen hinauf gleiten. Von dort oben hatte man einen schönen Blick über die Landschaft.
Hier blieben wir, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwand. Leider nahm sie auch die Wolken mit, so dass die erhoffte farbenfrohe Sonnenuntergangsstimmung ausblieb.

Ein warmer und sonniger Tag ging zu Ende. Mit der Dämmerung verließen wir die Fire Wave und wanderten zum Auto zurück. Die Felsen glühten nahezu und das letzte Licht des Tages Licht leuchtete wunderschön, fast als ob die Steine brennen würden. Sie machten dem Parknamen alle Ehre.
Am Abend kochten wir Spagetti Bolognese und genossen unser Essen unter dem wolkenlosen Sternenhimmel, an einem ganz besonderen Platz hier im Valley of Fire. Wir saßen noch lange draußen, ehe wir uns in unser Zelt zurückzogen.

Übernachtung:Arch Rock Campsite, Valley of Fire State Park, Nevada

Donnerstag, 06.10.2016
14. Tag

Nach einer angenehmen Nacht bei ca. 13 °C standen wir voller Tatendrang auf. Wir fuhren zum Elephant Rock, den wir ganz für uns alleine im Sonnenaufgang fotografierten. Er leuchtet schön vom indirekten Licht und wirkte wie ein mächtiger versteinerter Elefantenbulle, der einsam durch die Landschaft lief.
Am Visitor Center hatten wir dann noch Glück mit lebendigen Tieren, denn hier spazierten ein paar Dickhornschafe direkt über den Parkplatz. Jetzt war Chris nicht mehr zu halten und schnappte die Kamera und humpelte den Schafen hinterher. Diese hatten wohl Mitleid mit ihm und er durfte ein paar nette Bilder inmitten der roten Steine von ihnen machen.

Danach fuhren wir noch einmal bis zum Fire Wave Parkplatz und liefen zum Cracy Hill, einem bunten Berg, der ein wenig an einem breitkrempigen bunt gestreiften Sonnenhut erinnerte. Er lag zwar früh am Morgen zum Teil noch im Schatten bzw. im falschen Licht, aber die kurze Wanderung war trotzdem schön und die Felslandschaft hier so bizarr, dass es Spaß machte, sie zu erkunden.
Danach wanderten wir weiter zur Fire Wave, die wir uns auch im Gegenlicht anschauen wollten. Auch hier erkundeten wir noch etwas die Landschaft Drumherum. Es gefiel mir so gut, dass ich beschloss, durch den kleinen Wash zurückzugehen, der in einem niedrigen Slotcanyon überging. Auch hier war die Landschaft einfach nur wunderschön. Die Felsen leuchteten in allen möglichen Pastelltönen und es gab viel zu entdecken.
Chris lief derweil den ausgewiesenen Weg zurück und wir verabredeten uns am Ausgang des Washs.

Ich war schneller als Chris und sah schöne farbige Felsen auf der anderen Straßenseite, die mich magisch anzuziehen schienen. Also erkundete ich auch sie und entdeckte ganz für mich alleine ohne GPS und Hilfsmittel den Striped Rock. Während ich die Gegend hier erkundete, sah ich Chris in unserem Auto langsam die Straße entlangfahren, aber er schaute nicht zu mir, sondern auf die andere Straßenseite und fuhr vorbei. Okay, da musste ich wohl zur Straße zurück, sonst findet er mich nie. Also verließ ich die schönen Felsen und ging zur Straße vor. Hier wartete ich unübersehbar auf ihn und diesmal fuhr er nicht vorbei.

Weiter ging es zum Parkplatz an den White Domes. Hier gingen wir den Rundweg vorbei an ein paar riesigen weißen Felsen, der uns auf einem schmalen Weg hinunter in ein Tal führte. Dort passierten wir das alte Movie Set, von dem aber nur noch wenig zu sehen war. Hier wurden einige namenhafte Filme gedreht wie Star Trek - Generations, The Stand oder Breakdown. Am meisten begeistert hat uns jedoch der kurze Slot Canyon mit seinen tollen Farben und dem indirekten Licht. Trotz einiger kleiner Klettereinlagen kam Chris gut klar mit seiner Schiene. Auch der Rückweg zum Auto war recht interessant, denn wir kamen an einigen schönen Felsformationen und einigen tollen Arches vorbei.
Da unser Eisvorrat in der Wärme des Valleys zusehends schwand, fuhren wir kurz nach Overton in Lin’s Supermarket und waren begeistert von der tollen Auswahl. Hier kann man super einkaufen, wenn mal irgendetwas ausgeht.
Mittags waren wir wieder zurück auf unserer Campsite und verschlangen genüsslich den Rest unserer Spagetti. Während wir vollgefuttert in Schatten unserer Campsite dösten, erklang auf einmal ein megalautes Motorengeräusch. Chris sprang sofort auf und lauschte, während ich weiter in meinem Buch las. Er musste natürlich gucken gehen und schnappte seine Krücken. Eine Zeitlang später kam er mit glänzenden Augen wieder, denn auf dem vorderen Platz stand ein Ferrari F458 Italia Spider, den zwei Neuseeländer für rund 1000.- $ den Tag ausgeliehen hatten. Die anderen Camper waren wohl weniger begeistert und so röhrten die zwei bald wieder von dannen.
Am Nachmittag schauten wir zur Rainbow Vista und zum Fire Canyon Overlook. Die kurze Wanderung begeisterte uns durch die Farben der Felsen, denn sie macht ihrem Namen alle Ehre. Weiter ging es durch die tolle Landschaft bis zum Fire Canyon Overlook, von wo aus wir einen schönen Blick in den zerklüfteten Canyon hatten.
Zurück am Auto beschlossen wir noch einmal den Abend an der Fire Wave zu verbringen. Gesagt, getan. Doch irgendwie war diesmal noch mehr los. Schon am Eingang poste ein Hochzeitspaar auf den Felsen und eine mittelgroße Hochzeitsgesellschaft war dabei. An der Fire Wave gesellte sich dann ein russischer Fotoworkshop zu uns, die meinten die Wave gepachtet zu haben.
Während Chris ein paar Bilder machte, unterhielt ich mich mit einer Frau aus der Runde, die die Aussicht und die Schönheit der Landschaft genauso genoss wie ich. Der Leiter der Gruppe war ziemlich genervt, denn die Sonne ging glatt unter und er konnte keinen spektakulären Sonnenuntergang bieten. So war er echt mies drauf und machte bockig kein einziges Bild. Für uns war es trotzdem schön und der russischen Fotografin hatte es auch gefallen. Sie ging zusammen mit ihrem Mann vor uns zum Auto und strahlte über das ganze Gesicht. Immer wieder blieben sie stehen und machten begeistert ein paar Bilder, denn die Felsen leuchteten mittlerweile im indirekten Licht.
Zurück auf unserer Campsite grillten wir Lachs und kleine Steaks, die wir uns an dem warmen Abend mit einem Salat schmecken ließen.

Übernachtung:Arch Rock Campsite, Valley of Fire State Park, Nevada

Freitag, 07.10.2016
15. Tag

Schon am Abend hatten wir beschlossen, an diesem Morgen einen Ausflug ins Umland zu machen. Wir fuhren durch das Lake Mead Naherholungsgebiet, wo wir eigentlich ein paar schöne Wanderungen geplant hatten, die wir ja auf Grund von Chris Verletzung nun streichen mussten. So durchfuhren wir das Gebiet bis wir am Hoover Dam ankamen.

Hier wird der Colorado River durch die gewaltige Staumauer des Hoover Dam aufgestaut, dessen Bau auf Grund heftiger Überschwemmungen und Dürreperioden in diesem Gebiet 1931 begonnen wurde. Der Staudamm wurde nach Herbert Clark Hoover,  dem 31. Präsidenten der USA, benannt und  ist nach nur 46 Monaten Bauzeit eingeweiht worden. Seine Staumauer ist 220 m hoch und 379 m lang. Durch sie entstand der größte Stausee der USA, der Lake Mead. 1936 wurde das Elektrizitätswerk fertig gestellt. 1961 ging dann der letzte der insgesamt 17 Generatoren ans Netz. Das Kraftwerk erzeugt mehr als 4 Mrd. kWh Strom im Jahr und sichert so die Stromversorgung von Süd-Kalifornien zu 56 %, Arizona zu 19 % und Nevada zu 25 %.
Bis zum Jahre 2010 führte die US 93 über die Dammkrone, doch die zweispurige Straße war der ständig steigenden Verkehrsdichte nicht mehr gewachsen und so entstand nach 5 Jahren Bauzeit die Mike O'Callaghan - Pat Tillman Memorial Bridge, die im Oktober 2010 für den Verkehr freigegeben wurde und die man von der Staumauer aus gut sehen kann.
Doch bevor wie den Eingang zum Staudamm passieren durften, wurden wir erst einmal kontrolliert. Soldaten schauten in jedes Auto und machten Stichproben. Wir durften jedoch nach einem freundlichen „Good Morning“ passieren und näherten uns der riesigen Staumauer, die wir einmal überquerten. Ungefähr auf halben Weg den Berg hinauf auf der Arizona Seite befindet sich rechts ein kleiner kostenloser Parkplatz, auf dem wir unser Auto abstellten. Von dort aus spazierten wir einmal über die Staumauer. Sehr beeindruckt von der Größe und Gewaltigkeit wollte Chris auch einen Blick ins Innere des Staudamms werfen. So stellten wir uns an die Kasse und kauften ein Ticket für eine Führung. Zum Glück ging es gleich los. Erst einmal schauten wir einen Film über den Bau des Kraftwerks. Natürlich hatten wir dank Chris und seinem Handicap, Plätze in der ersten Reihe, während sich alle anderen in die hinteren Reihen setzten mussten. Der Film war kurz und interessant mit Originalaufnahmen vom Bau. 
Danach gingen wir geführt zum Fahrstuhl und fuhren hinab in den Bauch und das Herz der Anlage - sehr beeindruckend und gewaltig. Besonders imponierten uns die gigantischen Generatoren und die riesigen Kanäle mit ihren 10 m Durchmesser, durch die das Wasser läuft und den See speist. Doch es war auch erschreckend, denn seit über 2 Jahren lief das Wasser nun hindurch, ohne, dass auch nur ein Tropfen dem Colorado zurückgegeben wurde. Den kritischen Wasserstand sieht man auch an den Felsen, denn wo einstmals die Wassergrenze war, sind nun meterhoch weiße Felsen.
Nach der Führung spazierten wir noch etwas über die Staumauer und fuhren dann zur Bypass-Brücke, die man auch zu Fuß überqueren kann. Wir stellten unser Auto ab und ich ging langsam vor, da Chris den leichteren aber längeren Rollstuhlaufgang nutzte. Er war jedoch so schnell mit seinen Krücken, dass er den einen oder anderen erstaunten Blick und sogar Lacher erntete und nur kurz nach mir an der Brücke ankam. Wir gingen bis ungefähr zu ihrer Mitte und warfen von hier aus noch einmal einen Blick auf die gigantische Staumauer. Wirklich beeindruckend!

Danach mussten wir ja Chris Fuß schonen und fuhren ins Las Vegas Premium Outlet – North. Hier waren natürlich unheimlich viele Touristen und es war sehr voll, aber die Preise waren überhaupt nicht günstig. Während die Asiaten wie wild einkauften, schauten wir mehr, aber zum Schluss fanden wir doch noch das eine oder andere Schnäppchen. Außerdem kauften wir noch zwei neue Sonnenbrillen, denn Chris günstige Ersatzbrille war schon nach einem Tag tragen total verkratzt, so dass er dringend eine neue Brille brauchte. Tja, und da die zweite Brille nur den halben Preis kostete, bekam ich auch eine ab.
Rechtzeitig zum Sonnenuntergang waren wir wieder im Valley of Fire und bestiegen den Berg gegenüber dem Parkplatz 3 an der Fire Wave. Von hier oben hatten wir eine tolle Übersicht über die bunte Felslandschaft und wir genossen das warme Wetter. Der Himmel war mit schlierigen Wolken überzogen und so hofften wir auf einen schönen Sonnenuntergang und wurden nicht enttäuscht. Der Himmel begann erst zartrosa und dann pink zu leuchten. Dazu gab es ein Sundowner Bier bzw. einen Cidre, denn wo könnte es besser schmecken, als in dieser fantastischen Landschaft.

Abends grillten wir Steaks mit Pilzen dazu gab es Kartoffelsalat und  Coleslaw. Wir saßen noch lange draußen und genossen den Sternenhimmel und unseren letzten Abend im Valley of Fire, das uns wieder einmal begeistert hatte mit seiner faszinierenden Landschaft und unserer Lieblingscampsite.

Übernachtung:Arch Rock Campsite, Valley of Fire State Park, Nevada

Samstag, 08.10.2016
16. Tag

Um 6.00 Uhr morgens fuhren wir schon zum Parkplatz 3, um dort den Sonnenaufgang zu erleben. Unterwegs hielten wir noch kurz an und fotografierten unser Auto in der Dämmerung. Das heißt eigentlich fotografierte ich die Lichter unseres Autos während Chris in der Dämmerung die Straße entlang brauste und versuchte, eine schöne rote Linie der Rücklichter auf der Straße festzuhalten. Doch leider hatten wir nur zwei Versuche, denn dann war es schon zu hell und wir mussten abbrechen. Spaß hat es trotzdem gemacht.
Der Sonnenaufgang war leider auch sehr verwaschen, denn vor lauter Wolken und Schlieren kam die Sonne nur sehr schwach durch. Es war jedoch super schön, vor allen Menschen auf einem Hügel zu stehen und die Weite des Valleys an diesem kühlen Morgen zu genießen.
Auf dem Rückweg in Richtung Campsite trafen wir auf eine kleine Herde Dickhornschafe, die das spärliche Gras fraßen und über die Felsen kletterten. Eine Mutter mit einem Jungtier zeigte fast keine Scheu und kam nah an uns heran. Ein schönes Gefühl.
Zurück auf unserer Campsite frühstückten wir erst einmal ausgiebig. Danach bauten wir schweren Herzens unser Zelt ab, denn hier im Valley of Fire hatte es uns wieder einmal unglaublich gut gefallen, so dass uns der Abschied besonders schwer fiel. An diesem Samstagmorgen füllte sich die Campssite erstaunlich schnell. Kaum reiste jemand ab, war sein Platz schon wieder belegt und ständig kreisten Autos um die Campsites. Wir erfreuten zwei junge Frauen mit ihren Kindern die laut kreischten und in die Hände klatschten, als wir ihnen mitteilten, dass wir gleich abreisen würden.
So lag ein Lächeln auf unseren Lippen, als wir das Valley verließen und in Richtung Little Finnland fuhren.

Von Alois und Lisa wussten wir, dass die Straße bis zu unserem Ziel auch mit einem 2x4 Auto machbar sei. Also machten wir uns frohen Mutes auf den Weg. Anfangs war die Straße geteert. Je weiter wir fuhren, desto wilder und hügeliger wurde die Landschaft. Joshua Trees und Kakteen soweit das Auge reichte begleiteten uns. Aus der Straße wurde eine Gravelroad, die wiederum in einen Wash führte. Aber der Weg war insgesamt gut, mal etwas sandig, mal etwas grobkiesig, aber immer gut befahrbar. Anhand der vielen Spuren war auch der Weg unverkennbar, aber wir hatten auch  eine GPS-Route bis zu unserem Ziel.
Alois hatte uns geraten, am Viehgatter zu parken und von dort aus in das Gebiet vorzudringen, aber Chris wollte unbedingt den anderen Weg noch weiter fahren und da wir noch früh genug dran waren, setzten wir die Fahrt fort.  Irgendwie machte es Spaß durch die Flussbetten zu fahren, aber es war auch ein komisches Gefühl, besonders, weil gerade in Amerika sich in kürzester Zeit die Flüsse nach heftigen Regen füllen können und es in letzter Zeit viel geregnet hatte.
So fuhren wir weiter, bis zu einer kritischen Stelle, die auch in unserer Wegbeschreibung vermerkt war. Hier war ein Weiterkommen für uns unmöglich, denn uns fehlte nicht nur die Bodenfreiheit, sondern auch der Allrad und die nötige Stuntbereitschaft. Ich hätte zwar freiwillig die Bilder gemacht, während Chris gefahren wäre, aber beim Abgehen des Loches war es schon für mich anstrengend, wieder hinauszuklettern. So drehten wir um und fuhren zum Viehgatter zurück. Hier parkten wir und machten uns auf den Weg. Schon nach kurzer Zeit kamen wir an einen Zaun und schauten auf die Abbruchkante von Little Finnland. Aus der Ferne sahen wir zig Gestalten und Formen, die uns magisch anzogen. Wir durchkletterten den Zaun und schon waren wir mitten drin im Wunderland der Steine. Chris Schiene behinderte ihn etwas, aber wir hatten Zeit und erkundeten in Ruhe das Gebiet. Leider war es stark bewölkt, so dass die Farben nicht ganz so schön waren, aber die bizarren filigranen Felsgebilde zogen uns schnell in ihren Bann und wir rückten immer weiter in das Gebiet vor. Am hinteren Ende trafen wir sogar auf ein paar Fotografen, die öfters mal aus Las Vegas hierher kamen, um die Ruhe und Schönheit der Landschaft zu genießen.
Ich entdeckte einige Gnome und versteinerte Gesellen, Pilze und wunderschöne Steinwellen. Zu unserem Glück kam kurz vor Sonnenuntergang auch noch die Sonne heraus und das Gebiet leuchtete in den schönsten warmen Abendfarben. Leider konnten wir nicht bis zum Sonnenuntergang bleiben, denn dank der vielen Wolkenfetzen am Himmel versprach es ein farbenfroher Himmel zu werden, aber wir brauchten noch etwas Tageslicht, um mit Schiene und Krücke den Weg zu meistern.
Am Viehferch genossen wir das Spektakel des Lichtes und der Farben. Ich machte schnell ein paar Bilder und Chris heizte unser Feuerchen ein. Wir fuhren sicherheitshalber unser Auto aus dem Flussbett hinaus, denn immer noch geisterten Geschichten von nächtlichen Flutwellen durch unser Hirn und so fühlten wir uns sicherer und genossen die Wärme des Abends. Leider kamen mit der Dämmerung auch sehr viele Mücken, die versuchten, uns „aufzufressen“. Wir behaupteten uns mit langen Hosen und Jacken und saßen noch einige Zeit im Schein des Feuers draußen. Der Sternehimmel leuchtet wunderschön über uns.

Übernachtung: Little Finnland, wilde Campsite, Nevada

Sonntag, 09.10.2016
17. Tag

Gut geschlafen hatten wir die Nacht nicht, denn es war warm und dank der Mücken konnten wir die Fenster nicht so richtig offen lassen. Außerdem geisterte nach wie vor „die Flutwelle“ zumindest durch mein Hirn, so dass ich immer wieder in die Nacht hinaus horchte.
Jedenfalls standen wir noch vor Sonnenaufgang auf und machten uns auf den Weg zurück in die Zivilisation. Unterwegs ging dann wunderschön die Sonne auf. Wir waren gerade bei einem gut gewachsenen Joshua Tree und ich sprang schnell aus dem Auto und machte ein paar Bilder. So ging es dann immer weiter. Vor lauter Begeisterung kamen wir nur langsam voran. Während mein armer Chris im Auto sitzen musste, durfte ich immer wieder hinausspringen und zu ausgesuchten Palmlilien laufen, um ein paar Bilder zu  machen. Das war mal eine ganz andere Art von Frühsport.

Irgendwann kamen wir wieder auf Teer und somit rückte die Zivilisation näher. Doch bevor wir zu unserem Tagesziel Las Vegas kamen, machten wir noch einen Ausflug zu der Ghost Town Nelson, die uns auch Alois und Lisa ans Herz gelegt hatten. Hier kann man inmitten einer fantastischen Landschaft alte Häuser und vor allem rostige Oldtimer und witzige Autos anschauen. Kakteen wuchern überall und es soll hier auch etliche Klapperschlangen geben. Davor wurden wir gleich in dem fetzigen Laden gewarnt, wo wir neben Aliens einige wirklich skurrile Dinge betrachteten. Trotzdem es eigentlich eine Ghost Town ist, wohnen hier doch einige Leute. Doch viele Häuser sind auch leer und können besichtigt werden, vor allem Werkstätten und Scheunen. Es gefiel uns außerordentlich gut, auch wenn ich bei jedem Schritt prüfend in den Schatten spähte, um ja keine Klapperschlange zu verärgern. Chris dagegen suchte förmlich nach einer Schlange, aber zum Glück erfolglos. Böse schaute er dagegen die Kakteen an, von deren Stacheln immer noch welche in seinen Beinen saßen und die er gerne einmal getreten hätte. Tja, so hatte jeder von uns genug zu tun und schnell waren zwei Stunden um.

Auf unserem Weg in Richtung Las Vegas machten wir noch einen Stopp, diesmal im Las Vegas Premium Outlet – South, das uns schon nach kurzer Zeit deutlich besser gefiel, als das im Norden. Wir stockten noch einmal unsere Turnschuhe etwas auf und noch ein paar Kleinigkeiten wanderten in unsere Taschen, ehe wir weiter fuhren.
Kurz nach 15.00 Uhr kamen wir in Las Vegas im Cosmopolitan Hotel an. Wow, was für ein Bunker und was für ein Luxus. Wir nutzten das Selbst Parken Angebot im 2. Unterdeck. Während Chris am Auto blieb, suchte ich nach einer Möglichkeit, unsere nicht gerade wenigen Sachen via Gepäckwagen ins Hotel zu befördern. Gerade als ich mir einen Wagen stibitzen wollte, kam jemand und dem erzählte ich mein Problem. Sofort holte er einen Wagen und begleitete mich zu unserem Auto.
Das Einchecken dauerte etwas, da sich einige Gäste eingefunden hatten. Wir bekamen das Zimmer 3115 im West Tower und waren schon gespannt, was uns erwarten würde.
Das süße Studio übertraf unsere Erwartungen. Es war total schön und knuffig, nicht zuletzt wegen des tollen Balkons mit Aussicht auf die Wasserspiele des Bellagio Hotels.
Doch vorerst hatten wir natürlich keine Zeit. Wir sprangen schnell unter die Dusche und spülten uns den Staub von Little Finland hinunter, dann gingen wir sofort auf den Las Vegas Strip.
Wir wanderten durch die Straßen und holten uns eine große Tüte mit Fast Food, denn diesen Abend wollten wir hier auf unserem Balkon genießen.
So bestaunten wir die Wasserspiele des Bellagio in der blauen Stunde und bei Dunkelheit, während wir genüsslich unsere Burger futterten fern ab der Hektik des Strips.
Doch danach zog es uns noch einmal für eine Runde auf die Straße. Wir wanderten diese hinab bis wir zum Mirage Hotel kamen, wo wir uns den Vulkanausbruch anschauten. Danach gingen wir geschafft und zufrieden zurück zu unserem Hotel.

Übernachtung: Cosmopolitan Hotel, Las Vegas, Nevada

Montag, 10.10.2016
18. Tag

An diesem Morgen schliefen wir aus und gingen dann zum Wicked Spoon Buffet in unserem Hotel. Wieder einmal hatten wir einen Vorteil durch Chris und seine Behinderung, denn wir bekamen einen Tisch sehr nahe am Buffet. Das Buffet war riesig und es gab mehr zu essen, als wir gedacht hatten. Von Kuchen, über Semmeln, kompletten Gerichten, Obst, Sushi bis hin zu einem riesigen Nachspeisenbuffet – hier war alles geboten. Ich glaube, wir verbrachten hier ca. zwei Stunden und futterten uns durch das ganze Buffet. Es war lecker, aber eindeutig viel zu viel, so dass wir danach genug für den ganzen Urlaub hatten.

Wenn man so vollgefuttert ist, was macht man dann mit dem angebrochenen Urlaubstag? Richtig, man geht an den Pool und faulenzt weiter. So lagen wir im 14. Stock auf unseren Liegen und genossen die Aussicht und die Wärme des Tages.
Am Nachmittag packten wir schon etwas zusammen und stürzten uns danach in das Gewusel der Straßen. Wir spazierten wieder einmal durch die wunderschöne Einkaufspassage des Venetian mit seinen  Wasserkanälen und den Gondolieres. Der tolle blaue Himmel und die vielen Winkel, zogen uns wieder in ihren Bann. So verging die Zeit wie im Fluge.
In einer Seitenstraße entdeckten wir eine Monsterallee mit allerhand Gruselfiguren in Lebens- und Überlebensgröße. Natürlich mussten wir - wie alle anderen auch - das eine oder andere Bild mit den Figuren machen und hatten jede Menge Spaß.

Im Internet wurde immer wieder das kleine Restaurant Earl of Sandwich gepriesen, das wir nach einigem Suchen im Planet Hollywood Hotel fanden. Hier wollte Chris uns später unser Abendessen holen, denn auf ein großes Essen hatten wir noch immer keinen Hunger. Am Abend stürzte Chris sich ins Getümmel und ich blieb faul auf dem Balkon. Später kam er mit leckeren Sandwiches wieder und wir genossen den lauen Abend mit Blick auf die Wasserspiele, die abends alle 15 Minuten starteten. Wir schauten so lange bis uns die Augen zufielen und wir freiwillig ins Bett gingen. Eine sehr schöne erholsame Zeit in Las Vegas war zu Ende und morgen würden wir uns wieder ins „Camperleben“ stürzen.

Übernachtung: Cosmopolitan Hotel, Las Vegas, Nevada

Dienstag, 11.10.2016
19. Tag

Mit Sonnenaufgang checkten wir aus unserem Traumhotel aus und deckten uns für unseren Kaffeedurst bei Starbucks ein. Auf der I15 ging es südwärts. Im schönsten Morgenlicht zog die Landschaft an uns vorbei. So richtig wussten wir bis dato noch nicht, was wir an diesem Tag unternehmen sollten und so ließen wir uns immer wieder verschiedenste Szenarien durch den Kopf gehen. Auf einmal meinte Chris: „Wir kommen direkt am Grand Canyon vorbei. Das wäre doch eine  Nacht wert.“ Gesagt getan, wir bogen die Straße zum Grand Canyon ein. Als wir am Mather Campground ankamen, schauten wir nicht schlecht, als die Rangerin uns mitteilte, dass alle Campsites belegt wären. Es war noch nicht einmal Mittag! Auf einmal stutzte sie und meinte, es hat gerade jemand abgesagt und wir könnten für eine Nacht hier campen. Natürlich schlugen wir zu und buchten die Site, auf der wir uns gleich häuslich einrichteten. Nach dem Mittag ging es gleich los. Wir fuhren bis zum Market Plaza, parkten dort unser Auto und stiegen in den Village Loop Drive Bus, mit dem wir 4 Stationen bis zur Hermits Rest Route fuhren. Dort stiegen wir aus und nahmen den South Rim Bus (rote Linie) in Richtung Hermits Rest. Dicke Schäfchenwolken lagen über dem Canyon. Immer wieder stiegen wir aus dem Bus aus und fotografierten die eindrucksvolle Landschaft, die der Colorado River in Jahrmillionen in das Colorado Plateau gegraben hatte. Dabei hat er die unterschiedlichsten Gesteinsschichten freigelegt, die heute das typische Bild des Canyons ausmachen.
Der Grand Canyon ist ca. 450 km lang, davon liegen 350 km im Nationalpark und sind geschützt. Der Canyon ist zwischen 6 und 30 km breit und bis zu 1800 m tief und somit einer der beeindruckenden Canyons überhaupt, der jährlich Millionen von Besuchern anzieht. 
Während der Busfahrt sahen wir Elks an der Straße grasen. Immer wieder stiegen wir aus und machten ein paar Bilder, um mit dem nächsten Bus wieder weiter den Rim entlang zu fahren. Am Pima Point stiegen wir endgültig aus und liefen die restlichen 1,8 km bis zur Hermits Rest. Auch dort erkundeten wir die Abbruchkante und genossen die Aussicht in den Canyon. Wir beschlossen mit dem Bus zurück bis zum Hopi Point zu fahren und dort den Sonnenuntergang zu erleben. Nach einem heißen Tag am Canyon kühlte es abends ganz schön ab, hinzu kam ein extrem kalter Wind, der über das Plateau fegte. Wir hatten zwar unsere Jacken dabei, aber nur kurze Hosen an. So zitterte ich ganz schön. Wir fotografierten bis zur Dämmerung und reihten uns dann in die extrem lange Schlage ein, die auf die Sonderbusse nach Sonnenuntergang wartete. Es ging zum Glück relativ flott, so dass wir den 2. Bus bekamen und natürlich durfte sich Chris wieder auf einen der Behindertenplätze setzen. Am Village stiegen wir wieder in die blaue Linie um, die uns zurück zu unserem Parkplatz brachte. Leider dauerte das extrem lange, denn der Bus fuhr diesmal ja außen herum und da wir uns nicht auskannten, mussten wir bis Market Plaza fahren und passierten dabei sogar unseren Campground. Aber irgendwann kamen wir wohlbehalten, wenn auch immer noch durchgefroren an unserem Auto an. Zurück auf der Campsite machte Chris gleich ein Feuerchen, an dem wir uns erst einmal aufwärmten.

Auch wenn der Bus sicherlich eine sinnvolle Einrichtung ist, kostete er uns viel zu viel Zeit. Da der Grand Canyon eigentlich nicht auf unserer Besichtigungsliste gestanden hatte, waren unsere Infos auch nur spärlich, sonst wären wir sicherlich gleich nur in den Osten gefahren und hätten selbst den Canyon erkundet. Es war aber trotzdem ein schöner, erfahrungsreicher Tag, den wir nicht mehr missen wollten.

Übernachtung: Mather Campground, Grand Canyon Nationalpark, Arizona

Mittwoch 12.10.2016
20. Tag

Bei frischen 7 °C kletterten wir in der Früh aus dem Zelt und sprangen gleich in unser Auto, um in der Dämmerung möglichst vor allen anderen Touristen am Mother Point zu sein und dort den Sonnenaufgang erleben zu können. Es war noch stockdunkel, als wir dort ankamen, aber es ging zu, als ob es etwas umsonst gäbe. Wir waren echt sprachlos. Direkt an der Aussicht Mother Point war absolut kein freier Platz mehr. Hier stapelten sich die Massen schon hintereinander und jeder versuchte eine freie Sicht in den Canyon zu bekommen. Ich winkte gleich ab und stellte mich abseits der Massen, während Chris anfangs noch versuchte einen guten Platz zu bekommen. Aber selbst er gab auf und kehrte zu mir zurück. Das waren einfach viel zu viele Menschen. Wir ärgerten uns, wären wir doch noch eher aufgestanden, dann hätten wir noch zu einem anderen Punkt fahren können, aber leider hatte die Dämmerung schon eingesetzt und so warteten wir hier die Sonne ab. Trotzdem war es wie immer schön, als sie über die Felsen kletterte und die Schlucht in warmes Licht tauchte.
So voll es gerade noch war, so schnell lösten sich die Massen wieder auf und wir waren fast alleine, als wir noch etwas am Rim entlang spazierten und die schönsten Aussichtsflächen im Morgenlicht genossen.
Zurück auf der Campsite frühstückten wir erst einmal, dann bauten wir unser Zelt ab und gönnten uns eine heiße Dusche. Danach fuhren wir die für PKWs immer noch geöffnete Ost-Route in Richtung Desert View Watchtower. Wieder ärgerten wir uns, dass wir nicht eher aufgestanden und hierher gefahren sind, aber es nützte ja nichts mehr. Hier auf dieser Strecke war kaum etwas los und trotzdem stand sie landschaftlich der anderen Strecke in nichts nach. Man musste auf keinen Bus warten und konnte selbst entscheiden wie lange man sich aufhielt. Besonders der Lipan Point wäre super schön im Morgenlicht gewesen. Leider konnte ich Chris nicht überzeugen, dass wir hier am Desert View Campground noch eine  Nacht verbracht hätten. Frei wären einige Sites gewesen, aber Chris wollte weiter und so verabschiedeten wir uns am Watchtower von der eindrucksvollen Canyonlandschaft, die uns hier an der Ostseite so viel besser gefallen hatte.
Unser neues Ziel war der Canyon de Chelly, dem wir an diesem schönen Tag entgegen brausten.

Bei Tuba City gefiel uns die Landschaft besonders gut. Säumten anfangs vielfarbige Hügel die Straße, ging dann die Landschaft in wilde rote Felsen über. Das Gebiet war relativ flach, aber überall konnten wir kleine Hoodoos erkennen. Rings um die Felsen herum erstreckte sich Weideland mit vertrocknetem Gras, wo die Straßen kerzengerade hindurchführten. Am Himmel waren Wolken, die sich wie kleine zarte Federn verzweigten und am Abend sicher feuerrot über den Himmel leuchten würden. Es war sonnig und warm. So näherten wir uns dem National Monument Canyon de Chelly im Nordosten Arizonas, der sich auf dem Gebiet Navajo-Nation nahe der Stadt Chinle befindet. Das National Monument besteht aus drei Haupt-Canyons: dem Canyon de Chelly, dem Canyon del Muerto sowie dem Monument Canyon. Insgesamt umfasst das Gebiet 340 km². In diesem Gebiet befinden sich viele Ruinen, die auf eine frühe Besiedlung (ca. 4500 Jahre) schließen lassen.  Zwei Straßen führen den Canyon Rand entlang, der North Rim Drive am Canyon del Muerto und der South Rim Drive am Canyon de Chelly. Hier gibt es zahlreiche Aussichtspunkte, von denen man auf Ruinen blicken oder tief in die Canyon-Landschaft hinab schauen kann.
Doch vorerst interessierten wir uns für einen Campingplatz und entschieden uns für den Spider Campground, der zwar nicht kostenlos war, aber sich dafür in unmittelbarer Nähe des bekannten Spider Rock Felsens befindet. Für 11 US $ konnten wir frei wählen und entschieden uns für die Randcampsite D37, die uns durch ihre Größe sehr gut gefiel.
Leider hatten sich die zarten Federwolken mittlerweile in fette Riesenwolken verwandelt, so dass nur noch selten und dann für kurze Zeit die Sonne heraus kam. Wir schauten uns trotzdem den Spider Rock an. Hierbei handelt es sich um eine 240 m hohe Felsnadel, das Wahrzeichen des Canyons. Nach der Legende der Navajo lebte in den Kuppen die Spinnenfrau, die den Menschen das Weben beibrachte und dafür noch heute verehrt wird. Aber sie soll auch ungehorsame Kinder verschlingen, deren weiße Gebeine den Gipfel zieren.
So schauten wir uns die einzelnen Aussichtspunkte wie den Face Rock Overlook oder das Sliding House an.

Beim White House Overlook verweilten wir etwas länger. Hier blickten wir auf eine kleine Siedlung, die vor etwa 1000 Jahren zur Zeit der frühen Pueblo-Kultur gebaut wurde. Sie besteht aus zwei Teilen, einem am Fuße der Felswand und einem zweiten ein paar Meter darüber befindlichen Teil, der in eine Felsnische gebaut wurde. Die Außenmauer des oberen Hauses besteht aus weißem Stein, woher auch der Name stammt. Hier befindet sich auch die einzige Möglichkeit alleine und ohne Guide in den Canyon zu steigen, denn ein 2 km langer Weg führt zu den Ruinen hinab. Wir begnügten uns mit einem Blick auf die Ruinen, denn abgesehen von Chris Handicap war es schon später Nachmittag und die Wolken wurden langsam dünner, so dass wir uns einen schönen Sonnenuntergang erhofften.
Wir fuhren zurück zum Spider Rock und wirklich, die Wolken rissen auf und die Sonne kam heraus und beleuchteten Teile der Schlucht. Besonders schön leuchteten die Herbstfarben der Bäume im Gegenlicht der Schlucht. Der Spider Rock selbst war nur noch teilweise angestrahlt, der größte Teil der Felsnadel lag schon im Schatten der Schlucht. Wir blieben, bis es dämmerte und erst dann zogen wir uns auf unsere Campsite zurück, wo wir Steaks grillten und noch lange am knisternden Feuer saßen.

Übernachtung:Spider Rock Campsite, Canyon de Chelly, Chinle, Arizona, 11 US$
Donnerstag, 13.10.2016
21. Tag
Noch bei völliger Dunkelheit bauten wir unser Zelt ab, während der Kaffee leise vor sich hin köchelte. Wir fuhren zum Spider Rock und genossen dort den Sonnenaufgang. Von den Wolken des Vortags war fast nichts mehr übrig und so standen wir am Rim und warteten auf das erste Licht des Tages. Es war sternenklar und empfindlich kalt an diesem Morgen. Unser Atem dampfte im ersten Licht.
Schon gestern hatten wir hier Adam getroffen, einen netten Fotografen aus Colorado und auch an diesem Morgen trafen wir uns hier wieder und ratschten ein wenig.
Nach Sonnenaufgang fuhren wir noch den North Rim ab und besuchten die Aussichtspunkte. Besonders gut gefiel uns der Antelope House Overlook, der im Morgenlicht besonders schön ausgeleuchtet war. Den Namen erhielt die Siedlung durch Antilopenzeichnungen an ihren Wänden.
Die Mummy Cave Ruin, eine der größten und ältesten Pueblos Ruinen im Canyon lag leider noch im Schatten. Zuletzt besuchten wir noch den Aussichtspunkt Massacre Cave. Hier gab es gleich drei Punkte, die man abgehen konnte. Am untersten Aussichtspunkt entdeckten wir noch die Yucca Cave Ruine.
Nach dem Canyon de Chelly, der uns absolut gut gefallen hatte, brauchte unser Auto erst einmal etwas zu trinken. Wir hielten an einer Tankstelle und aus der Zapfsäule kam Indianermusik. Grinsend tanken wir auf und fuhren weiter.
Da wir auf Grund unserer Planänderung noch einen Tag übrig hatten und uns schon 2009 das Monument Valley so gut gefallen hatte, beschlossen wir, die übrige Nacht hier zu verbringen und steuerten die einzigartigen Tafelberge auf dem Colorado Plateau an. Sie befinden sich in der Nähe der Ortschaft Mexican Hut und liegen auf dem Gebiet der Navajo-Nation-Reservation, die es auch verwalten. Hier bezahlten wir den stolzen Preis von 20 US$ Eintritt und steuerten erst einmal den Campingplatz an. Mittags hatten wir fast noch freie Auswahl und bekamen eine tollen Platz im roten Sand mit freier Sicht auf die Buttes. Wir bauten unser Zelt auf und waren begeistert von der tollen Campsite. Es gab sogar heiße Duschen. Dafür zahlten wir doch gerne noch einmal 20 US$. Weniger toll fanden wir jedoch, dass man hier nicht essen und trinken durfte, sondern dazu nach oben zu der Rezeption gehen musste und dort kochen konnte. Aber wenigstens gab es Bänke und Tische, so dass auch das ohne Probleme möglich war.
Nachdem unser Zelt stand, machten wir eine Runde durch das Valley. Es war extrem voll und staubig, aber trotzdem irgendwie cool. Etwas kopfschüttelnd beobachteten wir jedoch zwei junge Leute, die völlig eingestaubt mit einem offenen Mustang Cabrio unterwegs waren. Dagegen begeisterte uns ein 1965er Beatle Common Käfer, mit dem zwei ältere Herren unterwegs waren, zwar auch offen, aber mit Stil.

Den Sonnenuntergang verbrachten wir natürlich mit Aussicht auf die Buttes und wie damals foppte uns die Sonne ein wenig, denn kurz bevor das Licht so richtig warm wurde, verschwand sie hinter den Wolken. Genauso plötzlich, wie sie verschwunden war, kam sie wieder und wir erlebten einen besonders schönen Sonnenuntergang.
Abends kochten wir Spagetti Bolognese an der Rezeption und bekamen dafür ziemlich viele neidische Blicke. Es schmeckte hervorragend.
Danach saßen wir noch ein wenig vor unserem Zelt und genossen die Silhouetten der Buttes im Mondschein, ehe wir müde in unsere Schlafsäcke verschwanden.

Übernachtung: The View Campground, Monument Valley, Utah, Arizona, 20 US$

Freitag, 14.102016
22. Tag

Um 1.30 Uhr, also mitten in der Nacht wurde ich wach, da Chris das Zelt öffnete, um fotografieren zu gehen. Natürlich ging ich kurz mit raus. Die Nacht war wieder kühl und sternenklar. Vor uns lagen dunkel die Silhouetten der Buttes und Millionen Sterne funkelten darüber. Was für ein friedlicher und wunderschöner Anblick, der sich uns hier bot.
Während ich weiter schlief, machte Chris noch einen kleinen Ausflug zum Parkplatz am Visitor Center, um bei vollem Mondschein ein paar Aufnahmen von der bezaubernden Landschaft zu machen.  Es war so toll, dass er erst 3.30 Uhr wieder ins Bett kam!
Zur Dämmerung standen wir dann gemeinsam auf und gingen zum Parkplatz. Hier warteten wir den Sonnenaufgang ab. Ich kochte noch Kaffee, während Chris da weiter machte, wo er früh morgens aufgehört hatte, aber jetzt im Licht der Dämmerung. Rosa Wolken überzogen den Himmel und es war einfach wunderschön. Als die Sonne kam, setzten auch wir uns in Bewegung, denn wir wollten sie unbedingt hinter dem Buttes haben. Tja und wir landeten genau bei unserem Zelt. Das hätten wir auch einfacher haben können, schmunzelten wir. Auf alle Fälle war es ein perfekter Zusatztag. Wir bauten unser Zelt ab und genossen noch eine heiße Dusche, ehe wir uns wieder auf den Weg machten.

An diesem Tag stand ein weiteres Highlight auf unserer Liste, denn wir wollten uns endlich den King of Wings anschauen.
Die Straßen und Wege bis zum Parkplatz waren gut. Wir stellten unser Auto am Windrad ab, wo uns nur ein paar Kühe beäugten. Ansonsten war hier weit und breit niemand. Wir folgten unserer Wegbeschreibung, die uns über die Wiesen querfeldein bis zu einem flachen Canyongebiet führte. Dort stiegen wir hinab und folgten der Beschreibung immer weiter in die schöne gelbweiße Landschaft voller Hoodoos und versteinerten Bäumen hinein. Während Chris auf den Weg achtete, schaute ich mir die Umgebung an und entdeckte schon von weitem den King of Wings. „Gleich müsste er zu sehen sein.“ Nö, ist er schon, dachte ich und schmunzelte, bis er ihn entdeckt hatte. Er ist wirklich eindrucksvoll und trägt seinen Namen zu Recht. Hoffentlich hält er den Gezeiten und auch den Menschen noch lange stand und erfreut noch viele andere sowie uns. Wir hielten uns einige Zeit auf und gingen dann gemächlich zu unserem Auto zurück und fuhren weiter bis zu unserem Ziel für diesen Tag, dem Valley of Dreams.

Dieses Gebiet hatte ich auf meiner Recherche im Internet entdeckt. Hier gab es so viel zu entdecken, dass sich sicher auch ein ganzer Tag gelohnt hätte, aber wir waren wieder einmal zum späten Nachmittag dort und liefen sogleich los, denn die Zeit drängte und wir hatten nur noch ca. eine Stunde Licht.
Nach ca. einem Kilometer kamen wir an eine kleinere Hoodoo Gruppe. Hier blieb ich und machte ein paar Bilder, während Chris weiter zur nächsten Hoodoo Gruppe lief. Die Wolken am Himmel waren toll und das Licht wunderschön. Als ich genug fotografiert hatte, folgte ich Chris, aber irgendwie war er verschwunden. Die tollen Felsgebilde lenkten mich ab, nur im tiefsten Inneren war ich etwas nervös, denn bald würde es dunkel werden und ich habe nicht die beste Orientierung.
Mit einem extrem tollen Sonnenuntergang verabschiedete sich der Tag und ein unglaubliches Leuchten beschien die Felsen. Der Himmel leuchtete orange bis pink. Kurz sah ich Chris und er mich, dann war ich wieder alleine und alles Rufen half nichts. Ich überlegte, was ich machen sollte und beschloss leicht panisch, hier auf dem relativ offenen Gelände zu warten. Zum Glück kam er auf einmal um die Ecke. Wir waren beide sehr froh, uns wieder gefunden zu haben und erstaunt, dass das Gelände alle Geräusche wie unser Rufen verschluckt hatte, obwohl wir nur ein paar Meter auseinander waren.
Langsam gingen wir in der Dunkelheit zurück zur ersten Hoodoo Gruppe, hinter der der aufgegangenen Vollmond schien. Was für ein Anblick! Der letzte Kilometer zog sich dafür in der unebenen Landschaft, die zum Glück durch den Vollmond etwas beleuchtet war. Eine Eule flog um unsere Köpfe, vom Mondlicht beschienen.
Zurück am Auto wärmten wir unsere restlichen Nudeln auf und bauten dann um, um im Auto zu schlafen. Nicht nur der Vollmond machte uns zu schaffen, irgendwie waren wir beide völlig überdreht und konnten nicht gut schlafen. Wir wälzten uns hin und her, schauten andauernd, ob jemand kommt und fühlten uns nicht allzu gut aufgehoben. Aber zum Glück fielen wir irgendwann in den Schlaf.

Übernachtung: wilde Campsite, Valley of Dreams

Samstag, 15.10.2016
23. Tag
Bei völliger Dunkelheit weckte Chris mich, denn er wollte unbedingt noch einmal ins Valley gehen. Wir packten das Auto um und er überredete mich, im Dunkeln, bis zur ersten Hoodoo Gruppe zu gehen. Es war eisig kalt an diesem Morgen. Ich hatte zwei Jacken an, eine lange Hose und Handschuhe und zitterte immer noch vor mich hin, während Chris nur in kurzer Hose und Fleecejacke gelassen neben mir herlief. Irgendwie hatte ich immer noch kein besseres Gefühl und fühlte mich sehr unwohl. Der Vollmond wies uns zwar den Weg, aber sehr viel konnten wir trotzdem nicht sehen. Auf einmal erscholl rings um uns herum Kojoten Geheul. Ich stand erst einmal wie zur Salzsäule erstarrt da. Gedanken, wie: „würden die uns in einer großen Gruppe angreifen oder umzingeln die uns gerade?“ ließen den Weg nicht einfacher werden. Dann wieherte auch noch ein Pferd in der Nähe und wir konnten noch immer fast nichts sehen. Komisch, eigentlich müsste es doch schon längst dämmern….
Zum Glück beruhigten sich die Kojoten und damit auch unser Herzschlag wieder und wir kamen zur ersten Hoodoo Gruppe, die wunderschön vom Vollmond bestrahlt wurde. Der Mond war riesig und leuchtete gelb, denn er war kurz über dem Horizont und schon bald dahinter verschwunden. Irgendwann merkte Chris, dass wir durch die Zeitverschiebung  eine Stunde zu früh aufgestanden waren, aber dafür hatten wir ja die Felsen im Vollmond.
Mit der Dämmerung gingen wir weiter zur zweiten Hoodoo Gruppe. Es war einfach wieder ein Erlebnis der besonderen Art, als die Sonne langsam über den Horizont kam und die ersten warmen Lichtstrahlen über die Felsen krochen. Zum Glück wurde es jetzt auch wärmer und wir erkundeten die Umgebung. Große und kleine Hoodoos, Felsgebilde in allen Größen. Schmunzelnd stellten wir fest, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes allerlei Steinpilze gefunden haben. Auch die Ängste der Dunkelheit wichen dem Licht des Tages und der Erforschergeist übernahm die Führung. So kletterten wir in dem Gebiet herum und waren uns sicher, dass es hier noch einiges zu entdecken gäbe. Doch wir hatte heute noch einiges vor und so kehrten wir zum Auto zurück. Um 9.00 Uhr hatten wir fast schon einen Tagesausflug geschafft und nun gab es erst einmal Kaffee und Nutella Semmeln.

Eine gute Gravelroad brachte uns auf eine Teerstraße, an deren Seitenrändern wunderschöne gelbe Espen standen. Was für ein toller Herbsttag mit strahlend blauem Himmel, Sonnenschein pur und Bäumen im schönsten Herbstkleid. So gelangten wir auf den Jemez Mountain Trail, der uns durch seine knallgelben Espen entlang der Straße begeisterte. Viele kleine Orte säumten den Weg und überall fanden Flohmärkte statt. So kamen wir leider nur sehr langsam voran. Während Chris fast ins Lenkrad biss, schaute ich mir bei Schritttempo die netten Orte und Leute an. Je höher wir hinauf in die Berge kamen, desto weniger Autos waren unterwegs und schon bald waren wir wieder fast alleine.
Mittags kamen wir im Bandelier National Monument an, wo wir uns eine schöne Campsite auf dem Juniper Campground im B Loop aussuchten und unser Zelt aufbauten und Brotzeit machten.
Die Hauptattraktion des National Monuments ist die Frijoles-Schlucht. Sie ist tagsüber nur mit Bussen zu befahren, aber von 15.00 – 19.00 Uhr wieder für den Verkehr geöffnet, auch morgens von 7.00 – 9.00 Uhr. Hier siedelten zwischen 1100 bis ca. 1550 die Vorläufer der Pueblo-Kultur. Es gibt über 1000 Siedlungsorte, im größten Tyuoyi Pueblo kann man das Gemeinschaftshaus und die Zeremonienhöhle (Kiva) anschauen. Im Süden liegt die Painted Cove, eine Höhle mit prähistorischen Petroglyphen.
Kaum war die Schranke offen, fuhren wir mit unserem Auto bis zum Parkplatz des Visitor Centers. Von hier aus kann man einen gut angelegten Weg folgen, der einen vorbei an der Big Kiva zum Tyuony House und weiter zu den Cliff Dwellings, dem Talus und dem Long House führt. Der Weg war klasse und vor allem die Felshäuser begeisterten uns. In einige durften wir über Leitern hinein klettern und uns kurz im kühlen Schatten der Häuser vor der gnadenlos brennenden Sonne schützen.
Viel zu schnell hatten wir alles angeschaut und beschlossen noch weiter bis zum Alcove House zu wandern. Der Weg führte uns durch eine herbstliche Baumallee an einem Bach entlang.
Dann kamen wir zum Alcove House, das nur über einige extrem steile Leitern zu erreichen war. Was für ein Spaß, jedenfalls solange man nicht runter schaut. Zum Glück kam auch Chris mit seinem Knie gut klar. Die Aussicht von oben war wirklich klasse.
Die Hitze hatte uns an diesem Tag ganz schön geschafft, aber es war ein toller Ausflug und das Badelier Monument hatte uns super gut gefallen.
Auf unserer schönen Campsite grillten wir und genossen den warmen Abend und unser Lagerfeuer.

Übernachtung: Juniper Campground, Bandelier National Monument, New Mexico, 12 US$

Sonntag, 16.10.2016
24. Tag
Auch an diesem Morgen waren wir schon kurz vor Sonnenaufgang wach. Wir bauten unser Zelt ab und frühstückten erst einmal.
Dann machten wir uns auf den Weg. Wir passierten die legendäre Westernstadt Sante Fee und vorher noch den Rio Grande. In einem tollen Supermarkt füllten wir unsere Vorräte auf, eher wir zu dem Kasha-Katuwe Tent Rocks National Monument in New Mexico kamen. Hier findet man bizarre Felsformationen aus vulkanischem Gestein, die durch Erosion des weichen Gesteins geformt wurden.
Das Gebiet wird durch  Cochiti-Indianer verwaltet und teils bei besonderen Feierlichkeiten komplett für Außenstehende gesperrt. Wir zahlten 5 US$ Eintritt und durften passieren. Eine lange Straße brachte uns hinauf auf ein Plateau, von wo wir einen guten Rundumblick auf die „Zeltfelsen“ und die umliegenden Gebirgsketten der Jemez Mountains und Sangre de Cristo Mountains hatten.
Danach fuhren wir auf den unteren Parkplatz und machten uns auf den Weg, das Gebiet zu erkunden. Wir gingen den ca. 2 km langen Rundweg bis zum Anfang eines Slot Canyons. Ab hier führte ein unbefestigter Weg durch den Canyon auf ein Plateau hinauf. Der Weg war toll und machte richtig Spaß. Stellenweise war der Slot Canyon sehr eng, um sich dann wieder zu weiten und den Blick auf die fetzigen Felsen freizugeben. Mittendrinn wuchsen Bäume und immer wieder kamen einigen Klettereinlagen. So erreichten wir 40 Minuten später langsam, aber sicher das Plateau. Von hier oben hatten wir einen guten Blick in das Tal mit seinen Felsen, die wie versteinerte Tipis aussahen. Wir gingen noch einen schmalen Weg, der uns noch einmal einen guten Einblick in den Slot Canyon erlaubte. Hier oben war es sehr windig, so dass wir uns bald wieder auf den Rückweg machten.

Den restlichen Tag verbrachten wir im Auto auf dem Weg in Richtung White Sands. Kurz hatten wir überlegt, in Albuquerque zu bleiben, aber irgendwie gefiel uns die Stadt überhaupt nicht und so fuhren wir weiter, bis sich langsam die Sonne dem Horizont näherte. Ich suchte über Booking.com nach Hotels in der Nähe und wurde fündig in der Ortschaft Las Cruces. Das Staybridge Suites bot alles was wir uns vorstellten, denn eigentlich wollten wir campen und hatten frischen Lobster und  Steaks dabei. Dieses Hotel bot sogar eine Grillstelle an und eine eigene Küche. Logisch, dass wir hier eincheckten.
Chris war im 7. Himmel. Drei Gasgrills standen zu seiner freien Verfügung und so tobte er sich aus. Aber auch ich war happy, denn hier konnte ich endlich mal wieder unsere Wäsche waschen und so waren wir beide gut beschäftigt, bis es Essen gab. Chris hatte sich selbst übertroffen und uns ein köstliches Abendessen gezaubert. Außerdem tat es gut zu duschen und mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen.

Übernachtung: Staybridge Suites, Las Cruces, New Mexico

Montag, 17.10.2016
25. Tag

Das Hotelfrühstück war wider Erwarten recht gut. Es gab neben dem obligatorischen Toastbrot frisches Obst, Joghurts, Omeletts, Schinken und guten Kaffee.
Auf einer kilometerlangen geraden Straße fuhren wir aus Las Cruces raus. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne schien uns goldgelb ins Gesicht.
Kurz vor unserem Ziel mussten wir durch einen Militärkontrollposten fahren, der unsere Pässe kontrollierte und uns kritisch beäugte. Damit hatten wir gar nicht gerechnet und waren ein wenig irritiert.
Vor 9.00 Uhr morgens waren wir im White Sands National Monument am nördlichen Ende der Chihuahua-Wüste. Diese Wüste liegt im Tularosa-Becken im südlichen Teil eines 712 km² großen Gipsfeldes auf dem sich schneeweiße Gipsdünen gebildet haben. Sie wird von den San Andres Mountains und Sacramento Mountains umrandet. Diese traumhaft schöne Wüste stand schon lange auf unserer Wunschliste und diesmal verwirklichten wir uns den Traum und schauten sie uns mit eigenen Augen an.
Da das Visitor Center erst um 9.00 Uhr öffnete, fuhren wir schon mal vor ab in die Dünen und fotografierten im Morgenlicht ein paar Seifen-Palmlilien (Soap Tree Yucca) und Sandstrukturen.
Wir waren die ersten an diesem Morgen, die eine Campsite buchten und suchten uns die Nr. 6 aus.

Die 3 $ Übernachtungsgebühr p. P. sollten wir bei den Rangern am Eingang des Parks bezahlen. Dass sich dieses Vorhaben als fast unmöglich erweisen sollte, hätten wir zu diesem Zeitpunkt nicht gedacht. So fuhren wir guter Dinge zum Eingangshäuschen. Dort war aber niemand. Okay, dann kommen wir halt später wieder. So fuhren wir zuerst auf den Parkplatz für die Übernachtungsgäste und packten unser Zeug zusammen. Das dauerte ganz schön lange, denn wir mussten die Schlafsäcke, Kissen, Isomatten klein machen und in Rucksäcke verstauen. Hinzu kamen noch ein paar Sachen für den Abend, unser Zelt und alles, was man sonst noch so braucht. Zum Glück war es noch nicht ganz so heiß am Vormittag.
Auf dem Weg zur Campsite mussten wir immer wieder Pause machen und die tollen weißen Dünen fotografieren. Ohne Sonnenbrille wären wir hier blind geworden, so sehr strahlte der Gipssand.  Wir trugen alles in die Dünen und bauten unser Zelt auf. Wir freuten uns total auf diese Nacht in den Dünen und die Abkühlung, denn an diesem Tag wurde es richtig heiß.
Nachdem das Zelt stand, gingen wir wieder zurück zum Auto, denn wir wollten ja noch bezahlen, aber auch mittags war niemand vor Ort. Wir suchten den kleinen Supermarkt auf und kauften uns ein  Snickers-Eis, das wir uns im Schatten schmecken ließen. Auch hier sahen wir wieder Warnschilder für Klapperschlangen, aber bei der Hitze gab es sicher nur gegrillte Schlangen. Da wieder niemand am Häuschen war, fuhren wir ohne zu bezahlen in die Dünen hinein. Chris erkundigte sich extra noch einmal bei den Rangern vom Visitor Center, aber auch die Damen wussten keinen Rat und meinten, dass wir höchstens am nächsten Tag eine Verwarnung am Auto hätten und dann bezahlen könnten.
Auf dem Picknickplatz aßen wir Mittag und lasen bis ca. 15.00 Uhr in unseren Büchern, natürlich im Schatten. Trotzdem waren wir ganz schön aufgeheizt, als wir uns 30 Minuten später auf den Weg zu unserer Campsite machten. Der weiße Sand ging sich sehr gut, denn er war viel härter, als der Sand der Namib und dadurch sank man nicht so stark ein.
Am Zelt luden wir die nächste Ladung Gepäck ab. Diesmal hatten wir unser Abendessen und Getränke dabei. Chris hatte extra eine Tüte mit Eis mitgenommen, damit uns die Getränke nicht kochten. Doch vorerst liefen wir durch die Dünen auf der Suche nach dem besten Motiv. Das war gar nicht so einfach, denn viele Dünen waren relativ flach oder hatten kaum Struktur. Dafür waren die Täler zwischen den Dünen voll mit vertrockneten Pflanzen. Trotzdem war es einfach klasse. Ab und zu donnerten Düsenjets über uns hinweg und wir sahen sogar einen Jeep der Armee.
Zum Sonnenuntergang holte Chris uns ein kaltes Getränk und wir genossen das Schauspiel auf einem Dünenrücken. Im lauen Wind verschwand die Sonne hinter den Bergen und der Erdschatten kam heraus. Wir saßen im Dünensand und waren absolut zufrieden.
Zurück am Zelt gab es zwei Semmeln mit Frischkäse und Honigschinken. Dazu ließen wir und leckeren Schweizer Käse schmecken und genossen ein Glas Rotwein. Noch immer waren die weißen Dünen zu erkennen im Lichtermeer der tausend Sterne, die hoch über uns den Himmel erhellten.
Etwas später gingen wir noch ein paar Schritte bis zu unserer Yucca, über der die Milchstraße hell leuchtete und machten ein paar Bilder.
Natürlich ging Chris mitten in der Nacht noch einmal los, als der noch immer volle Mond heraus kam und die Yucca nebst Dünen beschien.
Als er zurück war, weckte er mich und zeigte mir einen Coyoten, der links neben uns auf einer Düne stand, vom Mondlicht beschienen. Was für ein wunderschöner Anblick! Er verharrte eine Zeit lauschend auf dem Dünenkamm und verschwand dann leise, als ob er nie da gewesen sei wie ein Traum.

Übernachtung: White Sands Backcountry Campsite, White Sands National Monument, New Mexico, 3 US$ p. P.

Dienstag, 18.10.2016
26. Tag

Wir standen schon 1,5 Stunden vor Sonnenaufgang auf und bauten unser Zelt ab. Die Dämmerung war wunderschön. Der Himmel hatte rosa Streifen, davor hoben sich fantastisch die weißen Dünen ab. Begeistert genossen wir das Schauspiel. Mit uns waren nur sehr wenige Menschen hier hinten und unsere Nachbarn hinter der nächsten Düne - zwei Mädels - verschliefen den farbenfrohen Morgen und damit die schönste Zeit des Tages.
Um ca. 8.15 Uhr machten wir uns auf den Rückweg zum Auto. Hier war es so toll, dass wir gerne noch eine weitere Nacht geblieben wären, doch unser Zeitplan ließ leider keine Abweichungen mehr zu und so verabschiedeten wir uns schweren Herzens von dieser einmalig schönen Wüste.
Als wir zum Auto kamen klebte tatsächlich ein Zettel hinter dem Scheibenwischer, dass wir die Campsite bezahlen müssten. Grrr, als wenn wir das nicht schon mehrmals versucht hätten!!!
Zum Glück ist diesmal jemand am Häuschen und wir konnten unsere Schulden begleichen und guten Gewissens weiter fahren, denn auch an diesem Tag stand ein weiteres Highlight auf unserem Plan.

Um 12.30 Uhr näherten wir uns dem Carlsbad Caverns National Park, der sich ebenfalls in New Mexico befindet und 1995 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Dieser Nationalpark ist bekannt für seine Tropfsteinhöhlen, die sogenannten Carlsbad Caverns. Im gesamten Park gibt es mehr als 80 einzelne Höhlen. Darunter befindet sich auch mit einer Tiefe von 487 Metern unter der Erdoberfläche die tiefste bekannte Kalksteinhöhle der USA. Die Carlsbad Höhle hat einen der größten unterirdischen Räume und ist sehr gut ausgebaut. Man hat die Möglichkeit, sie selbstständig zu erkunden oder an einer Führung teilzunehmen. Dazu kann man je nach Zeit den Aufzug benutzen, der einen direkt ins Herz der Höhle bringt, oder den natürlichen Eingang.
Zu dieser frühen Stunde entschieden wir uns für den natürlichen Eingang, zu dem wir einem Weg hinter dem Visitor Center folgten. Vor dem Eingang wurden wir noch einmal von einem Ranger kontrolliert und auf Gefahren hingewiesen. Dann konnte es losgehen und wir standen in dem Amphitheater, das uns zu einer gewaltigen Höhle brachte. Hier kann man zu bestimmten Jahreszeiten rund eine Million Mexikanische Bulldoggfledermäusen (Tadarida brasiliensis) beobachten, wenn sie zum Sonnenuntergang in einem riesigen Schwarm die Höhle verlassen. Ein Serpentinenweg brachte uns immer tiefer unter die Erde und in die Höhle hinein und schon hier waren wir so fasziniert, dass wir kaum vorwärts kamen. Eine wunderschöne unterirdische Kalksteinwelt zog uns in ihren Bann. Stalaktiten hingen von der Decke und ihre Gegenstücke, die Stalagmiten wuchsen vom Boden aus in die Höhe. Dazu lösen herabfallende Regentropfen auf ihrem Weg Kalk aus den Felsen. Wenn er in der Höhle der Luft ausgesetzt ist, verdunstet das Wasser und der Kalk bleibt zurück. So wird ständig Kalk gelöst und wieder abgegeben, woraus sich die bizarrsten und wunderschönsten Formationen bilden. Mitten durch diese Welt, die Chris stark an Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ erinnerte und mich an „Alien“, ging ein geteerter Weg, von dem aus wir die Bizarre Welt bestaunen konnten. Viele der Gebilde wurden von Scheinwerfern beleuchtet, denn nur so kam ihre Schönheit voll zur Geltung. Ab und zu klatschte ein Tropfen auf uns und so machte die Höhle ihrem Namen alle Ehre.

Zum Glück begegnete uns unterwegs ein Ranger und sagte, dass es in der Haupthöhle noch schöner werden würde, sonst wären wir vermutlich heute noch damit beschäftigt fasziniert zu staunen und Bilder vom Eingang zu machen. Besonders schön war das Wal-Maul, eine riesige Halbhöhle mit wie Zähnen ausschauenden Kalksteingebilden.
In der Höhle war es mit 13 °C auch kühl. Doch durch die 90 % Luftfeuchtigkeit war es auch feucht und kam uns irgendwie nicht so kalt vor.
Dann hatten wir es geschafft und kamen im Big Room an. Der Ranger hatte nicht zu viel versprochen, denn die ganze riesige Höhle bestand aus den unterschiedlichsten Gebilden, so dass wir uns kaum satt sehen konnten. Was muss es für ein Gefühl gewesen sein, diese Höhle entdeckt zu haben? Ohne Wege und Annehmlichkeiten und mit nur wenig Licht. Egal wo man hin leuchtete entdeckte man neue Formen und Gebilde. Es muss einfach überwältigend gewesen sein.
Mehr als drei Stunden hielten wir uns unter Tage auf, ehe uns der Aufzug sicher zurück an die Oberfläche brachte. Erst hier merkten wir, wie ausgekühlt wir waren, denn bei knapp 30 °C wehte der Wind wie ein angenehmer Fön über unsere Haut.
Den restlichen Nachmittag bzw. Abend verbrachten wir damit, eine Campsite zu suchen, wo wir den Abend ausklingen lassen könnten. Das war gar nicht so einfach, denn der Campground, den ich in der Nähe der Höhlen gefunden hatte, lag ihm zu abgelegen. Er wollte lieber zum KOA, also fuhren wir wieder 20 Minuten in die entgegengesetzte Richtung. Dort wollten sie jedoch 35 US$ für ein Bodenzelt, das war mir wiederum viel zu teuer für nur eine Übernachtung. So einigten wir uns schlussendlich auf eine Campsite im Brantley Lake State Park, die wunderschön an einem See lag und sogar Duschen hatte. Doch am schönsten fanden wir die vielen wilden Kaninchen, die hier Gras futterten und zum Teil gar nicht scheu waren.
Wir grillten und gingen nach diesem langen Tag schon 20.30 Uhr ins  Bett.

Übernachtung: Brantley Lake State Park, New Mexico, 14 US$

Mittwoch, 19.10.2016
27. Tag

Um 5.00 Uhr morgens waren wir schon wach und bauten unser Zelt ab. Während der Kaffee brodelte, packten wir zusammen und brachen noch im Dunkeln auf in Richtung Dallas.
Dass wir in Texas waren, war unverkennbar, denn Ölpumpen und Gasgewinnungsanlagen beherrschten das Landschaftsbild, neben endlosen Weiden und Baumwollfeldern. Die Straße war eine nicht enden wollende lange Linie, die sich bis zum Horizont zog. Ab und zu kam eine Ortschaft, um gleich darauf wieder Ölpumpen zu weichen.
Gegen Mittag hatten wir mächtig Hunger und füllten unsere Bäuche in einem Pizzalokal, wo wir gegen einen geringen Preis so viel essen konnten, wie wir wollten.
Um 14.00 Uhr erreichten wir Dallas, die drittgrößte Stadt Texas. Wir kämpften uns durch ein Gewirr aus mehrspurigen Autobahnen, Brücken und Baustellen bis Chris die Trinity Fußgängerbrücke erreicht hatte. Das Wetter war perfekt für einen kurzen Fotostopp, denn dicke Wolken hingen auf einem stahlblauen Himmel, zwischen denen die Sonne hervor lachte. Es war angenehm warm. Wir fanden gleich die richtige Zufahrt zur Brücke, wo wir das Auto kostenlos parken konnten. Wir schnappten unsere Kameras und gingen auf die Brücke, von der aus man einen tollen Blick auf die Skyline der Stadt hat. Es machte Spaß über die Brücke zu gehen und auf die mächtigen Wolkenkratzer zu schauen, aber auch die Margaret Hunt Hill Bridge, die gegenüber der Fußgängerbrücke in die Stadt hineinführte, sah sehr beeindruckend aus.
Am Nachmittag checkten wir in unser Hotel dem Omni Hotel ein. Von unserem Zimmer aus hatten wir eine tolle Aussicht auf die Hochhäuser der Downtown.
Nachdem wir uns kurz frisch gemacht hatten, starteten wir schon wieder in die Stadt und suchten die Traveling Man Metallskulpturen, die man an drei unterschiedlichen Standorten finden kann. Unser erster Traveling Man, war riesig groß und wanderte durch die Straße, zumindest wirkte es so. Ein anderer lag an der Straße und spielte Gitarre und von dem dritten schauten nur die Augen aus dem Boden. Natürlich waren bei jedem die kleinen silbernen Vögel dabei.

Danach fuhren wir wieder zur Brücke, denn hier wollten wir die Blaue Stunde abwarten. Leider kamen wir für das letzte Sonnenlicht etwas zu spät, da uns unser Navi nicht direkt navigiert hatte. Es war trotzdem toll, wie sich die Farben und die Stimmung änderte. Wir blieben bis es dunkel war. Zurück im Hotel hatten wir keine Lust mehr durch die Straßen zu ziehen und aßen gleich im Restaurant. Danach genossen wir die tolle Aussicht auf das Lichtermeer der Stadt von unserem Zimmer aus.

Übernachtung: Omni Hotel, Dallas

Donnerstag, 20.10.2016
28. Tag

Manchmal geschehen noch kleine Wunder, so auch an diesem Morgen, denn es regnete. Chris schaute skeptisch aus dem Fenster und legte sich dann wieder ins Bett und somit schliefen wir unverhofft aus. Da es einfach nicht besser wurde, beschlossen wir einen Ausflug ins Allen Premium Outlet zu machen und fuhren raus aus der Stadt. Pünktlich zum Öffnen der Läden um 9.00 Uhr kamen wir an und waren wirklich begeistert. Hier war die Auswahl viel größer und alles nicht so ausgesucht. So schlugen wir im Columbia Laden zu. Aber auch bei GAP und Asics kamen wir nicht vorbei. Mit gut gefüllten Taschen nebst neuer Reisetasche landeten wir bei schönstem Sonnenschein wieder im Hotel und gingen nach dem erfolgreichen Morgen erst einmal eine Stunde im Pool baden. Das tat gut! Danach wanderten wir eine große Runde bis zur Trinity Brücke. Leider war nur sehr wenig Wasser im Fluss und unsere Hoffnung auf Skyline Bilder, die sich im Wasser spiegeln, wich der Gewissheit, dass das nur bei Hochwasser möglich ist. Trotzdem war der Spaziergang am Nachmittag super schön. Wieder blieben wir bis zur Blauen Stunde und genossen die sich ändernden Farben des Himmels und der Hochhäuser. Nebenbei reservierte Chris uns einen Platz im Yo-Ranch-Steakhouse für 20.00 Uhr.

Als wir dort ankamen, waren wir sehr froh reserviert zu haben, denn das Lokal war voll und einige Wartende wurden wieder abgewiesen. Doch wir wurden zu unserem Tisch geführt. Das Essen war super gut und reichlich.

Übernachtung: Omni Hotel, Dallas

Freitag, 21.10.2016
29. Tag

Leise wollte Chris sich im Dunkeln auf den Weg machen, aber da ich eh schon wach war, wollte ich auch mit. Wir nahmen uns aus dem Bistro noch Kaffee und ein paar Teilchen mit und fuhren dann zu einer Brücke, die über den Tom Landry Freeway führte, von der man aus eine schöne Aussicht auf die Hochhäuser und die darunter liegenden Freeway hatte. Hier blieben wir bis zur Dämmerung und fuhren dann noch einmal zur Trinity Brücke, um die Aussicht auf die Stadt am frühen Morgen zu genießen. Zurück im Hotel sprangen wir noch einmal in den Whirlpool, bevor wir zusammenpackten und uns auf die lange Fahrt zum Caddo Lake machten.

Unterwegs hielten wir an einer riesigen Tankstelle von Buc-ee's mit einem noch größeren Shop, in Terrell, Texas. Erst war Chris alleine drinnen, doch dann holte er mich und meinte, dass ich diesen Tankstellenshop unbedingt gesehen haben müsste. Der Shop war wirklich riesig und es gab alles von Lebensmitteln bis zu Souvenirs und Kleidung, das alles auf einer Fläche, auf der man sich glatt verlaufen konnte.
Hier kaufte Chris auch unser Mittagessen ein, einen Pulled Pork und einen Turkey Burger. Leider sahen sie besser aus, als sie schmeckten und wir waren uns einig, dass unser selbstgemachtes Pulled Pork das Beste überhaupt sei.
In dem Städtchen Marshall kauften wir noch im Kroger Markt ein, ehe wir in das Gebiet des Caddo Lakes kamen. Eigentlich hatten wir auf der Reise immer Glück und so dachte ich mir nichts dabei, als Chris im Rangerhaus des State Parks verschwand. Aber als er einige Minuten später mit finsterer Miene wieder heraus kam, ahnte ich schon, dass wir diesmal Pech gehabt hatten. Es war überhaupt nichts mehr frei. Zum Glück hatte die Rangerin Chris einen Tipp für einen weiteren Campingplatz gegeben. Doch vorerst versuchten wir es in den Orten am See. Nichts war zu finden. Entweder war niemand vor Ort oder es gab keine Campsite mehr. Jedenfalls verzweifelten wir langsam. Nicht einmal eine Hütte war noch zu haben. Okay, nachdem wir ziemlich frustriert waren, versuchten wir den Tipp und fuhren zu Backwater Jacks, etwas außerhalb. Dort hatten wir Glück. Als einzige Zeltcamper hatten wir einen schönen großen Platz nahe dem Fluss ganz für uns alleine. Die Vermieter, ein sehr nettes älteres Ehepaar, gaben uns gleich reichlich Tipps und Ratschläge für unseren Aufenthalt hier am Caddo Lake. Es gab heiße Duschen und gute Toiletten.
Wir bauten unser Zelt auf und richteten uns häuslich ein. Für den morgigen Tag buchten wir gleich ein Kajak für 20 $ und waren recht zufrieden mit unserem unverhofften Plan B. Von den Besitzern bekamen wir gleich noch einen selbst angefertigten „Wasserfahrplan“ mit und Tipps, wo wir unbedingt hinfahren sollten. Wir waren hochzufrieden.
Zum späten Nachmittag fuhren wir noch einmal in den State Park und liehen uns dort ein Kajak aus, mit dem wir auf dem Mill Pond herumpaddelten. Der kleine Saw Mill Pond war sehr übersichtlich, aber auch sehr schön. Überall standen Sumpfzypressen im Wasser, um die wir fuhren. Die Nadeln der Bäume waren schon leicht herbstlich verfärbt und schimmerten sehr schön im Abendlicht. Flechten hingen von den Bäumen und wehten sanft im Wind. So machte das Paddeln Spaß, auch wenn der Pond recht klein war.
Mit dem Schwinden der Sonne gaben wir auch das Boot wieder ab und fuhren zurück auf unsere Campsite. Hier grillten wir Fisch und saßen noch lange am Lagerfeuer, dass wir mit Tannzapfen befeuerten. Da es schon am Abend sehr kühl wurde, machten wir uns auf eine kalte Nacht gefasst, aber unsere Schlafsäcke waren zum Glück kuschlig warm. Einzig der laut hupende Zug störte etwas die Idylle.

Übernachtung: Backwater Jacks, Karnack, Texas, Caddo Lake, 15US$

Samstag, 22.10.2016
30. Tag
Als wir an diesem Morgen vor Sonnenaufgang aufwachten, war alles klamm und feucht. Kaum waren wir aus dem Zelt, sahen wir den Grund, denn Nebel lag auf dem Wasser, sofort waren wir hellwach. Während ich Kaffee kochte, lief Chris zum Steg und machte Bilder. Der Kanal und die vereinzelten Sumpfzypressen im Wasser von Nebel umgeben, zauberten eine besonders mystische Stimmung. Als die Sonne dann aufging, wurde es noch schöner.
Kurz darauf sprangen wir ins Kajak und paddelten mehr schlecht als recht zum Brandon Lake, den uns die Besitzerin von Backwater Jacks wärmstens empfohlen hatte. Doch zuerst mussten wir den Kanal meistern und an einigen Häusern vorbei paddeln. Während Chris das Paddeln schnell begriffen hatte, kam ich nicht so gut zurecht, denn egal was ich machte, das Boot reagierte völlig anders als es sollte. Fast könnte man denken, es hätte ein Eigenleben und wäre nur dafür da, mir das Leben schwer zu machen und uns auf der Stelle zu halten. Aber mit der Zeit fand ich ein paar Kniffe heraus und konnte uns einigermaßen navigieren. Jedenfalls kamen wir dank der guten Wegbeschreibung nach einer kurzen Paddeltour am Brandon Lake an und waren völlig verzaubert. Unzählige Sumpfzypressen standen im Wasser und der See war einfach riesig. Fast wie der Saw Mill Pond aber viel größer und schöner. Nebelreste lagen auf dem Wasser und waberten leicht in der Sonne. Wasservögel flatterten über unseren Köpfen und eine herrliche Ruhe lag über dem See. Wir fuhren alles ab und erkundeten den See aus allen Winkeln. Es war einfach zauberhaft.
Da wir noch etwas Zeit bis zum Mittag hatten, wo wir das Boot wieder abgeben mussten, probierten wir noch einen anderen Weg in Richtung Crest Lake aus. An der Campsite vorbei ging es nach links in einen engen Kanal. Immer wieder mussten wir Bäumen ausweichen oder Flachwasser umfahren. Wir kamen uns vor, wie im Dschungel. Nur das Plätschern des Paddels und die Rufe der Vögel waren zu hören. Mittlerweile war es auch viel wärmer als in der Früh und so machte das Paddeln gleich noch mehr Spaß.
Mittags waren wir zurück auf der Campsite. Was sollten wir nur mit dem halben Tag anfangen? Die Lösung kam von unserer Campsite Betreiberin. Sie schickte uns nach Jefferson, einer kleinen historischen Stadt am Caddo Lake, die heutzutage größtenteils von Flohmärkten und Tourismus lebt. Die Stadt war zwischen 1845 und 1872 einer der wichtigsten Häfen Texas und einer der größten Städte. Hier hielten Dampfschiffe, die in nur 4-5 Tagen von und bis New Orleans fuhren. Im Jahre 1873 sprengte die Armee den Red River Raft, eine natürliche Blockade, die zur Aufstauung des Sees geführt hatte und das Wasser versiegte langsam. Hinzu kam, dass die Pacific Railway von Texarkana nach Marshall Jefferson ausließ und erst in den folgenden Jahren in Jefferson anhielt. Aber noch immer zeugen etliche Villen von dem einstigen Reichtum der Stadt. Wir liefen durch die Straßen und fühlten uns wie in den Südstaaten. Mittags aßen wir in einem kleinen Hamburger Laden abseits der Hauptstraßen und hatten eine gute Wahl getroffen, denn es schmeckte hervorragend.
Zurück auf der Campsite lasen wir in unseren Büchern, denn wir mussten noch bis 17.00 Uhr die Zeit überbrücken. Wir hatten nämlich eine Sundowner Tour auf den Caddo Lake gebucht.
Hier lernten wir noch eine andere Seite des Sees kennen. Das Wasser war hier offener, aber es gab auch enge Kanäle und einige schöne Seen. Sehr viele Seerosenblätter waren auf dem Wasser. Wie schön muss es hier erst im Juli, August zur Seerosenblüte sein. Aber dann wäre auch die Temperatur bei locker 35 °C und die Luftfeuchtigkeit bei 100%.
Viel zu schnell ging die Sonne unter. Für uns hatte es sich nicht so wirklich gelohnt, denn wir fuhren ohne Stopp. Unser Bootsführer redete zwar viel, aber durch das Motorengeräusch war es von unseren Plätzen aus kaum zu verstehen. Da waren unsere Paddeltouren irgendwie viel schöner, auch wenn wir nur einen kleinen Teil des Gebietes zu sehen bekamen.

Zurück auf der Campsite grillten wir Steaks und aßen alle Reste auf. Unser Lagerfeuer war das größte und sicher heißeste auf der Campsite, denn wir verfeuerten alles an Holz, was wir noch hatten. Dadurch war es schön warm. Unser letzter Abend in Freiheit war fast vorbei, aber wir haben ihn sehr genossen.

Übernachtung: Backwater Jacks, Karnack, Texas, Caddo Lake, 15US$

Sonntag, 23.10.2016
31. Tag

Für den Morgen hatten wir uns noch ein letztes Mal das Kajak ausgeliehen und diesmal paddelten wir schon in der Dämmerung los. Wieder war es sehr kühl und feucht. Nebel lag auf dem Wasser. Wir kamen jedoch nicht weit, denn der Himmel verfärbte sich orange-rosa und unsere „Haussumpfzypresse“ lag perfekt im Morgenlicht. So umrundeten wir sie und schossen ein paar Bilder. Danach besuchten wir den Brandon Lake ein letztes Mal und genossen hier die Ruhe und Einsamkeit des Caddo Lakes. Mit uns waren wieder nur Reiher und ein paar andere Wasservögel hier. Als die Sonne den Nebel vertrieben hatte, paddelten wir zurück zum Anleger.
Wir bauten unser Zelt ab und misteten alles Überflüssige aus und gaben es unserer Vermieterin. Ein netter Hund besuchte uns, während wir frühstückten.

Dann begaben wir uns auf den langen Weg nach Houston auf den typischen Highways, die vor der Stadt immer größer und breiter zu werden schienen.
Unser letztes Ziel auf dieser Reise war Houston, die größte Stadt Texas. Sie liegt direkt am Golf von Mexiko und ist somit einer der wichtigsten Häfen im Süden der USA. Hier werden vor allem Öl und Ölprodukte vertrieben.
Dank unseres Navis fanden wir problemlos unsere Unterkunft, das Best Western Plus Downtown Inn & Suites in der Nähe des Zentrums und des Eleanor Tinsley Parks, wo wir am Abend die Skyline fotografieren wollten. Doch zuerst schauten wir uns den Park an und spazierten weiter in die Stadt hinein. Alles war irgendwie wie ausgestorben, aber es war ja auch Sonntag. Trotzdem kam es uns etwas trostlos vor in den Straßen von Houston. Wir schauten uns Wells Fargo Plaza an und im Sam Houston Park die St. John Church. Dahinter türmten sich riesig die Hochhäuser auf. Besonders schön fand ich die Aussicht von einer Brücke auf den Buffalo Bayou.
Pünktlich zum Sonnenuntergang fanden wir uns wieder im Eleanor Tinsley Park ein, wo wir die Blaue Stunde fotografierten. Waren nachmittags noch etliche Sportler hier unterwegs, so wirkte es in der Dämmerung wie ausgestorben. Mit uns waren jedoch noch ein paar andere Fotografen vor Ort und auch einige Paare, die ebenfalls Bilder von der Skyline machten und genauso begeistert wie wir waren.
Abends gingen wir super gut essen und Chris bekam endlich sein riesiges Texas Steak. Dazu ließen wir uns leider auch noch Vorspeisen und Beilagen schmecken und so gingen wir mehr als nur satt wieder raus, heilfroh, dass wir zu Fuß unterwegs waren und somit noch eine Runde gehen mussten.

Übernachtung: Best Western Plus Downtown Inn & Suites, Houston

Montag, 24.10.2016
32. Tag

Nachdem wir uns das Frühstück im Hotel angeschaut hatten, beschlossen wir uns unterwegs einen Kaffee und etwas zum Essen zu kaufen, denn das Essen war, wie in fast allen amerikanischen Hotels, nicht unser Ding.
An diesem Morgen machten wir einen Ausflug zum Brazos Bend State Park. Irgendwie wollten wir noch einmal raus aus der Stadt und ein wenig Abenteuerfeeling spüren. Was eignet sich dafür besser, als ein Alligator-Park entlang des Brazos Rivers in Needville.
Unterwegs holten wir uns noch bei Starbucks Kaffee und Teilchen und kamen gut gestärkt um 7.30 Uhr am Park an, der gerade für die Besucher öffnete. Erst einmal verschafften wir uns einen Überblick und schlenderten entlang der Seen auf der Suche nach den Alligatoren, aber es war noch zu früh und zu kühl an diesem Morgen. Also mussten wir uns erst einmal mit Eichhörnchen und Wasservögeln begnügen. Die Wege und die Landschaft waren sehr schön, so dass die Zeit wie im Flug verging und es langsam wärmer wurde. Um die Mittagszeit herum entdeckten wir unseren ersten Alligator, der seinen  Kopf aus dem Wasser streckte. Kurz darauf sichteten wir ein kolossales Exemplar, das träge am Ufer lag und sich von der Mittagssonne wärmen ließ, während es bewegungslos seine Umgebung im Auge behielt. Ab und zu gähnte der Riese und änderte auch mal ein wenig seine Position, aber ansonsten lag er einfach nur da und sonnte sich. Dafür sahen wir noch ein paar Wasserschildkröten und genossen das schöne warme Wetter nach der Kühle des Morgens.

Nachmittags waren wir zurück in Houston und liefen noch einmal durch die Hochhäuser der Stadt. Chris war voll in Aktion, schmiss sich auf den Boden und machte Bilder, während ich so tat, als gehöre ich nicht dazu. Besonders hatte es ihm das  Chevron Building in der Smith Street angetan, das er ausgiebig von allen Seiten und Perspektiven ablichtete. Ich setzte mich derweil in den Schatten und betrachtete das Ganze mit etwas Abstand. Die Hochhäuser hier waren wirklich beeindruckend und dieses Gebäude ganz besonders.
Wir schlenderten noch durch den Park bis zum Houston Police Officers Memorial und verbrachten die Dämmerung wieder im Eleanor Tinsley Park, wo wir das Lichtermeer der Stadt bewunderten. Der letzte Abend unserer Reise neigte sich seinem Ende entgegen. Aber vorher gingen wir noch einmal so richtig gut Essen im Brennan's of Houston-Restaurant. Wir saßen in riesigen Sesseln mit hoher Lehne und ließen uns die gehobene Küche des Restaurants schmecken.
Übernachtung: Best Western Plus Downtown Inn & Suites, Houston

Dienstag, 25.10.2016
33. Tag

Während einer kleinen Morgenrunde durch die Stadt, blieben wir staunend im Phoenicia Specialty Foods Supermarkt stehen. Hier gab es wirklich alles was das Herz begehrt. So konnten wir uns kaum satt sehen und holten uns an der Backtheke ein paar süße Teilchen und Kaffee, die wir genüsslich an den Tischen im Eingangsbereich verspeisten. Die Teilchen waren wirklich lecker. Vollgefuttert gingen wir ins Hotel zurück und packten unsere Taschen. Die Zeit in Amerika war irgendwie wie im Fluge vergangen. Heute ging es zurück in die Heimat und Chris durfte endlich mit dem A380 fliegen. Zur Premiere hatten wir uns Plätze in der Premium Economy gegönnt und waren begeistert von dem Sitzkomfort und Platz, den wir hatten. Der Flieger in Richtung Frankfurt startete um ca. 16.00 Uhr und brachte uns wohlbehalten zurück nach Deutschland. Doch in Frankfurt hatten wir Pech und unser Rucksack schlug beim Sprengstofftest an. Witziger Weise hatten wir wieder die gleiche Zöllnerin, an die ich mich noch von der Seychellenreise erinnern konnte und es war wieder das gleiche Gerät, das zu sensibel eingestellt war. Dieses Mal kam die Polizei jedoch recht flott und schon bald konnten wir zu unserem Flieger gehen, der uns nach München bringen würde.
Dort wartete schon Chris Mutti auf uns und berichtete uns von all den Dingen, die wir hier verpasst hatten.

Eine wunderschöne Reise durch das herbstliche Amerika war zu Ende. Das Land hatte uns wie immer absolut gut gefallen, denn es hat so viel mehr zu bieten als man glaubt. Wieder hatten wir nur einen Bruchteil gesehen und wieder waren wir begeistert. Leider hatten wir auch etwas Pech, denn Chris Bänder waren alle gerissen und er musste sich erneut einer Kreuzband-OP unterziehen. Aber diesmal verliefen die OP und die Heilung viel besser, so dass er sich schon bald wieder in neue Abenteuer stürzen kann.
Ein Menschenleben ist einfach zu kurz, um alle Schönheiten dieses Planeten mit eigenen Augen zu sehen, aber wir versuchen es und werden uns auf unserer nächsten Reise wieder einem neuen Land widmen.
Habt alle vielen Dank fürs Mitreisen, Bilder betrachten und Unterstützen. Bis demnächst auf dieser Seite.


Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an. Kurt Tucholsky